Beratungskräfte beklagen eine massive Kürzung von Bundesmitteln in der Arbeit mit psychisch kranken Geflüchteten. Die aktuelle finanzielle Kürzung von 13 auf sieben Millionen Euro für die Beratung und Betreuung zementiere deren Unterversorgung, sagten Beate Guttenbacher und Hans Joachim Schmitt vom Psychosozialen Zentrum (PSZ) Pfalz der pfälzischen Diakonie am Montag in Ludwigshafen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Rund 30 Prozent der Geflüchteten in Deutschland seien psychisch krank. Doch nur rund drei Prozent von ihnen könne derzeit aufgrund der prekären Finanzierung in den bundesweit 51 Psychosozialen Zentren geholfen werden.
Die Zahl von Flüchtlingen, die aufgrund von Kriegs- oder Fluchterfahrungen oder negativen Erlebnissen in Deutschland unter schweren psychischen Problemen leiden, wachse an, sagte der psychologische Psychotherapeut Schmitt. Rund 400 psychisch belastete Geflüchtete mit ungesichertem Aufenthalt habe das PSZ Pfalz in Ludwigshafen mit seinen Außenstellen Germersheim, Kandel, Landau und in der Landeserstaufnahmestelle (AfA) Speyer im vergangenen Jahr betreut. Die Beratungen könnten den Betroffenen helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und besser in ihrem Alltag zurechtzukommen.
Guttenbacher und Schmitt warnten mit Blick auf die gesellschaftliche Diskussion zu möglichen Gefahren durch psychisch kranke Geflüchtete vor einer „Panikmache“. Tödliche Attacken wie zuletzt die eines psychisch kranken afghanischen Flüchtlings in Aschaffenburg seien absolute Ausnahmefälle. Inwiefern von Geflüchteten, die etwa unter posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen oder Psychosen litten, auch Sicherheitsgefahren für die Bevölkerung ausgingen, sei wissenschaftlich unklar, betonten die beiden Beratungskräfte.
Dringend sei es nötig, psychisch kranke Geflüchtete zu stabilisieren, um Spätfolgen zu vermeiden, appellierte die Sozialpädagogin und Traumaberaterin Guttenbacher. Unbehandelte psychische Probleme hemmten auch eine gelingende Integration, weil Betroffene etwa keine Sprachkurse oder eine Berufsausbildung absolvieren könnten. Die Diskussion um mögliche Abschiebungen von Gewalttätern in ihre Heimatländer führe bei psychisch kranken Geflüchteten zu zusätzlichen Ängsten.