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Bekenntnis gegen eine nationalsozialistische Kirche

Vor 80 Jahren wurde die „Barmer Theologische Erklärung“ beschlossen – eines der wichtigsten theologischen Dokumente der jüngeren Kirchengeschichte. Von Carsten Nicolaisen

Von Carsten Nicolaisen

Am 31. Mai jährt sich ein kirchengeschichtliches Ereignis von weitreichender Bedeutung: Vor 80 Jahren verabschiedete die Bekenntnissynode der damaligen Deutschen Evangelischen Kirche in Wuppertal-Barmen eine „Theologische Erklärung“ und hatte damit zum ersten Mal in der nachreformatorischen Kirchengeschichte eine gemeinsame Bekenntnisaussage lutherischer, reformierter und unierter Christen formuliert. Wie war es dazu gekommen?Mit dem Regierungsantritt Hitlers im Januar 1933, der von der Mehrheit des deutschen Protestantismus durchaus begrüßt worden war, hatte sich für viele die Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche verbunden. Diese Hoffnung gewann in dem im September 1933 erfolgten Zusammenschluss der Landeskirchen zu einer „Reichskirche“ Gestalt. Sie erwies sich jedoch schon bald als illusorisch. Das lag vor allem daran, dass die nationalsozialistischen Deutschen Christen, im Frühjahr und Sommer 1933 zu einer machtvollen innerkirchlichen Bewegung geworden waren. Die Deutschen Christen hatten in den von Hitler aufgenötigten allgemeinen Kirchenwahlen in den meisten Landeskirchen und in der Reichskirche die wichtigsten Schlüsselpositionen bezogen. Sofort begannen sie damit, die Kirchen organisatorisch und ideologisch in nationalsozialistischem Sinne umzugestalten. Erste Proteste gegen die Machtansprüche der „Deutschen Christen“ und ihre völkisch-religiöse Theologie hatte es bereits im Sommer 1933 gegeben. Sie verstärkten sich, als die Deutschen Christen vor Häresien nicht zurückschreckten, etwa die Übernahme des staatlichen „Arierparagraphen“; Forderungen einer „arisierten“ Bibel und Kirche. Und als der deutschchristliche Reichsbischof unter Berufung auf das nationalsozialistische Führerprinzip bewusst gegen Geist und Bestimmungen der Kirchenverfassung verstieß. So wurde versucht, die Evangelische Jugend in die Hitler-Jugend einzugliedern, die Landeskirchen wurden durch zwangsweise Eingliederung in die Reichskirche entrechtet, jeglicher Widerspruch unterdrückt und missliebige Pfarrer suspendiert. (…)

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