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Beethoven-Haus in Bonn erhält bedeutendes Beethoven-Manuskript

Das Beethoven-Haus in Bonn erwirbt das einzige Originalmanuskript des vierten Satzes von Beethovens Streichquartett opus 130. Im Rahmen eines Festaktes wurde das Manuskript des 1825 komponierten Streichquartetts am Dienstag in Bonn übergeben, wie die Kulturstiftung der Länder in Berlin mitteilte. Öffentliche und private Förderer hatten die Neuerwerbung des Manuskripts, das vor 200 Jahren verfasst wurde, ermöglicht. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Im Beethoven-Haus mit Geburtszimmer des Komponisten vervollständigt das Manuskript die Sammlung, die über den international größten und vielseitigsten Bestand an „Beethoveniana“ verfügt. „Wir sind sehr glücklich, dass wir die letzte bekannte große Beethoven-Handschrift, die sich noch in Privatbesitz befand, für unsere Sammlung erwerben konnten“, erklärte der Geiger Daniel Hope, der auch Präsident des Beethoven-Hauses ist. Das Manuskript sei „die einzige handschriftliche Quelle Beethovens zu dem Satz, die leider jahrzehntelang unter Verschluss war“.

An dem Ankauf des Manuskripts waren neben privaten Unterstützern unter anderem die Kulturstiftung der Länder, das Land NRW und die Stiftung Beethoven-Haus beteiligt. Der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Markus Hilgert, bezeichnete das Originalmanuskript von Ludwig van Beethoven als „bedeutendes Kulturerbe der Menschheit“, das nun erforscht werden könne. NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) verwies auf die „Verantwortung, die Musikhandschrift der Öffentlichkeit zu zeigen und Forscherinnen und Forschern auf der ganzen Welt zugänglich zu machen.“

Die Handschrift hatte sich den Angaben nach seit den 1920er Jahren in den Händen der jüdischen Familie Petschek in Aussig (Tschechien) befunden, die wegen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten 1938 ihre Heimat verlassen musste. Ihr Mobiliar, ihre Wertgegenstände und ihre Kunstsammlung wurden von den NS-Behörden beschlagnahmt. Dem Leiter der Musiksammlung des Mährischen Museums in Brünn gelang es jedoch, die Handschrift für sein Museum zu sichern und vor dem Zugriff der Nazis zu bewahren.

Als die Familie Petschek die Handschrift nach dem Krieg zurückforderte, verweigerte die kommunistische Regierung der damaligen Tschechoslowakei die Herausgabe. 2022 erfolgte die Restitution an die Nachkommen Petscheks, die sich Ende 2024 bereit erklärten, die Handschrift an das Beethoven-Haus zu verkaufen und so dauerhaft der Öffentlichkeit und Forschung zugänglich zu machen.

Die Handschrift soll im Beethoven-Haus wissenschaftlich erschlossen und online zugänglich sein. Von Juni bis August dieses Jahres ist sie Thema einer Sonderausstellung und am 17. Dezember Gegenstand des traditionellen Tauftagskonzertes im Beethoven-Haus.