Der 2023 ausgebrochene Bürgerkrieg im Sudan stoppte die Arbeit der Archäologen in Naga. Seither sorgten sich die Wissenschaftler um die Menschen dort. Auch weiß niemand, ob Artefakte geraubt wurden.
Das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in München nimmt die Besucherinnen und Besucher vom 18. März bis 27. Juli mit auf eine archäologische Reise in den Sudan. Unter dem Titel “Naga – Die verschüttete Königsstadt” werden die Grabungsarbeiten in der Weltkulturerbestätte Naga beleuchtet, wie es in der Ankündigung heißt. Diese seien seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2023 in dem im Nordosten Afrikas liegenden Staat unmöglich geworden. Durch große begehbare Fotopanoramen und eine ausgefeilte Soundinstallation sollen die Besuchenden in die sudanesische Steppe versetzt werden und so die Forschungsarbeiten hautnah miterleben können.
Klanglandschaften und akustische Eindrücke machten die Schau zu einem multimedialen Erlebnis und einem Plädoyer für den Schutz von Naga, heißt es. Die Präsentation konzentriere sich auf den Grabungsalltag. Themen seien unter anderem die Vorbereitung von Kampagnen, das Leben in der Steppe und die Beziehung zu den Bewohnern. Der andauernde Bürgerkrieg habe eine Rückkehr des Teams nach Naga in weite Ferne rücken lassen. Seit Jahren kämpften Armee und Paramilitärs um die Vormacht im Land. 20.000 Menschen seien bisher gestorben, 25 Millionen hungerten, zehn Millionen seien auf der Flucht. Es handle sich um die größte Flüchtlingskrise weltweit.
Bis zum Ausbruch des Krieges sei das Museum mit einem Grabungs- und Restaurierungsteam im Sudan gewesen, heißt es. Im engen Miteinander mit den Menschen dort habe man den kulturellen Reichtum des Landes dokumentiert. Aus Mitarbeitenden seien häufig Freunde geworden, von denen man nicht wisse, wie es ihnen nun gehe. “Aber es sind nicht allein die Menschen, um die unsere Sorge wächst. Inmitten des Kriegs ist Naga ohne Schutz. Ob Artefakte geraubt und für den illegalen Kunstmarkt außer Landes geschafft worden sind? Wir haben keine verlässlichen Informationen”, berichtet Museumsdirektor und Projektleiter Arnulf Schlüter.
Sicher ist demnach, dass vieles für die weitere Auswertung der Grabungsergebnisse dokumentiert worden ist, wie es heißt. Mehrere Funde, darunter eine Stele der Königin Amanishaketo, seien im Münchner Museum in sicherer Hand. Die Stele sei Teil der Schau und werde als Leihgabe des Staates Sudan für weitere fünf Jahre dort verbleiben.
Naga liegt am Rand der Sahara und war eine bedeutende Tempelstadt des antiken Reichs von Meroe (etwa 350 vor Christus bis 350 nach Christus). Die gut erhaltenen Tempel und Ruinen bieten optimale Bedingungen für archäologische Forschung. Das Grabungsteam erforscht eigenen Angaben zufolge die Relikte, die afrikanische, ägyptische und hellenistische Einflüsse vereinen, und dokumentiert die Autonomie der sudanesischen Kultur.