Die Evangelische Landeskirche in Württemberg plant radikale Veränderungen ihrer Organisationseinheiten: Nicht nur die Anzahl der Kirchenbezirke, sondern auch die Zahl ihrer Prälaturen wird sich in Zukunft voraussichtlich verändern. Derzeit sei Konsens, die Stuttgarter Prälatur aufzulösen, sagte Kai Münzing, Vorsitzender des Ausschusses für Kirchen- und Gemeindeentwicklung, am Donnerstag vor der in Stuttgart tagenden Landessynode. Dadurch würde die Zahl der „Regionalbischöfe“, der sogenannten Prälatinnen und Prälaten, von vier auf drei zurückgehen. Neben Stuttgart gibt es noch die Prälaturen Ulm, Heilbronn und Reutlingen.
Wie die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage bestätigte, werde die Auflösung der Prälatur für Ende 2026 angestrebt, wenn sie selbst in den Ruhestand geht. Die derzeitigen Überlegungen seien, dass die evangelischen Kirchenbezirke des Landkreises Ludwigsburg dann zur Prälatur Heilbronn kommen und die des Landkreises Esslingen Teil der Ulmer Prälatur werden. Wie es für den Stadtkreis Stuttgart weitergeht, sei noch offen, sagte Arnold.
Der „Pfarrplan2030“, der am Samstag im Rahmen des Doppelhaushaltes vom Kirchenparlament beschlossen wird, ist der bisher umfangreichste Rückbau an Pfarrstellen seit Beginn der Pfarrpläne vor über 20 Jahren. Er sieht vor, die Pfarrstellen auf rund 1.100 Pfarrstellen bis 2030 zu reduzieren. Damit steigt die Zahl der Gemeindeglieder bei einer vollen Pfarrstelle von 1.480 auf durchschnittlich 1.800 Gemeindeglieder.
Insgesamt werde es zum neuen Jahr etwa 60 Fusionen von Kirchengemeinden geben, kündigte Margund Ruoß, stellvertretende Leiterin des Dezernats „Theologische Ausbildung und Pfarrdienst“ in ihrem Bericht an, den sie in Vertretung von Oberkirchenrätin Kathrin Nothacker vor dem Kirchenparlament vortrug. Dadurch werde sich die Gesamtzahl der Kirchengemeinden innerhalb der Landeskirche deutlich reduzieren.
Es gebe nicht nur weniger Pfarrpersonen durch die großen Jahrgänge der Babyboomer, die in Ruhestand gehen, sondern auch einen massiven Rückgang an Kirchenmitgliedern und auch einen massiven Rückgang der Finanzkraft, dies mache unter anderem die Maßnahmen des „Pfarrplans2030“ nötig.
Bis zum Samstag kommt das „Kirchenparlament“ für rund 1,8 Millionen württembergische Protestanten zusammen, um unter anderem den landeskirchlichen Haushalt für die kommenden zwei Jahre zu beschließen. (2690/28.11.2024)