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Aufbruchstimmung trotz abruptem Ende

Eine partizipative Kirche ist das Ziel des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg. Bei der zweiten Versammlung von Bischöfen und Laien wird Aufbruchstimmung deutlich, trotz einer negativen Überraschung.

Mehr als 230 Delegierte haben in Frankfurt beraten, darunter Kleriker genauso wie Ehrenamtliche
Mehr als 230 Delegierte haben in Frankfurt beraten, darunter Kleriker genauso wie EhrenamtlichePeter Juelich / epd

Frankfurt a.M. Katholische Bischöfe und Laien haben sich trotz des abrupten Endes überwiegend positiv über das zweite Treffen des Reformdialogs Synodaler Weg geäußert. Die Richtungstexte und Reformvorhaben hätten eine Zustimmung von zwei Dritteln der Delegierten erhalten, hieß es nach dem Ende der zweiten Synodalversammlung des innerkatholischen Beratungsprozesses in Frankfurt am Main. Vor allem die Laien zeigten sich jedoch enttäuscht, dass die Sitzung durch viele verfrühte Abreisen abgebrochen wurde und nicht mehr alle Tagesordnungspunkte abgearbeitet werden konnten.

Alle diskutierten Texte seien aber zur Weiterarbeit in die Synodalforen verwiesen worden, betonte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Insgesamt hätten 12 von 16 eingereichten Texten diskutiert werden können. Es seien nicht nur Texte, sondern „in Worte gefasste Träume“, wie die Kirche in Deutschland partizipativer und geschlechtergerechter werden könne, sagte der Limburger Bischof, der Präsident des Synodalen Wegs ist. Für den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und zweiten Präsidenten des Synodalen Wegs, Thomas Sternberg, haben die Beratungen gezeigt: „Synodalität ist möglich.“

Kölner Schatten

Überschattet wurde das dreitägige Treffen von der Unzufriedenheit mit den Vorgängen im Erzbistum Köln und der dortigen Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Sternberg sagte, er sei mit einem mulmigen Gefühl zu der Versammlung gekommen. Er sei aber stolz, wie viel die Synodalversammlung geschafft habe. Zu dem Treffen kamen mehr als 200 Bischöfe, Kleriker, kirchliche Mitarbeitende und Ehrenamtliche in Frankfurt zusammen.

Vor dem Saal protestieren Maria 2.0 und "Wir sind Kirche"
Vor dem Saal protestieren Maria 2.0 und "Wir sind Kirche"Peter Juelich / epd

Die Delegierten stimmten für einen grundlegenden Text zur Macht- und Gewaltenteilung, der eine Demokratisierung der Kirche fordert. In erster Lesung wurden auch Reformvorschläge mehrheitlich beschlossen, Gläubige in die Bestellung von Bischöfen einzubeziehen und die Predigtordnung so zu ändern, dass beispielsweise auch Frauen in Eucharistiefeiern predigen dürfen.

Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Agens Wuckelt, die selbst als Delegierte teilnahm, lobte die „verbindliche und verbindende Atmosphäre“. „Die Themen, die uns Frauen wichtig sind, wurden sehr ernsthaft und engagiert diskutiert“, sagte sie. Auch der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, lobte die konstruktive Arbeit der Versammlung. Der Beschluss, an dem Alleinstellungsmerkmal der sakramentlichen Ehe als Lebensbund zwischen Mann und Frau festzuhalten, sei jedoch für junge Menschen eine große Enttäuschung.

Große Enttäuschung

Das vorzeitige Ende der Versammlung habe auch zu einer großen Enttäuschung geführt, betonte Podschun. Bätzing erklärte, er habe bewusst einen Antrag auf Feststellung der Beschlussfähigkeit gestellt, weil er entsetzt gewesen sei, wie viele Menschen im Laufe des Samstags abgereist seien. Für ihn habe das auch ein „pädagogisches Moment“. Er wolle nicht, dass Entscheidungen in zweifelhaften Abstimmungen zustande kämen, sagte er.

Verlängert bis 2023

Der Synodale Weg, der 2019 zwischen Bischofskonferenz und Zentralkomitee verabredet wurde, um einen Weg aus der Missbrauchskrise zu finden, steht vor einer personellen Neuausrichtung. Sternberg kandidiert im November nicht wieder als ZdK-Präsident. Auch die Vizepräsidentin des Synodalen Wegs, Karin Kortmann, wird im Februar bei der nächsten Synodalversammlung nicht mehr dabei sein. Damit scheidet der Teil des Präsidiums aus, der vom ZdK gestellt wird.

Der Synodale Weg soll zudem bis Anfang 2023 verlängert werden. Das Präsidium warnte vor überzogenen Erwartungen an den Reformprozess: Auch wenn am Ende eine Reihe von Reformen stehen sollten, würden damit nicht automatisch Kirchenaustritte gestoppt und Glaubenskrisen beendet. (epd)