Atomkraftgegner im Wendland haben den Vorschlag des Landshuter Landrats Peter Dreier (Freie Wähler) zurückgewiesen, den hochradioaktiven Atommüll so lange ausschließlich in Gorleben zwischenzulagern, bis ein Endlager in Betrieb ist. „Es ist ein Husarenstück, was da aufgeführt wird“, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Wolfgang Ehmke, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vorstoß sei „eine Mischung aus Dreistigkeit und Unkenntnis der Lage in Gorleben“.
Dreier hatte am Montag in einer vom Landkreis Landshut veröffentlichten Erklärung dafür plädiert, die insgesamt 17 Zwischenlager in Deutschland „zu einem zu vereinigen“. Dessen Standort solle in Gorleben sein. Dort sei bereits „in einer Milliarden-Investition“ eine sogenannte Pilotkonditionierungsanlage (PKA) errichtet worden, die eine Reparatur beschädigter Castoren sicher ermögliche. Die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) will die PKA allerdings abreißen, weil sie veraltet ist.
Neben diesen technischen Gegebenheiten sei auch die Sicherheit ein Thema, fügte Dreier an. Denn ein Standort sei deutlich leichter zu überwachen und zu schützen als 17 verschiedene, verteilt im gesamten Bundesgebiet. „Angesichts der vielen Krisenherde der Welt dürfen wir die ohnehin begrenzten Kapazitäten der Bundeswehr nicht noch weiter strapazieren und die öffentliche Sicherheit gefährden“, betonte Dreier.
Neben den zentralen Atommüllzwischenlagern in Gorleben und im westfälischen Ahaus sowie einem weiteren Lager in Jülich stehen an 14 Standorten der früher betriebenen Atomkraftwerke solche Anlagen – eine auch im Kreis Landshut auf dem Gelände des abgeschalteten AKW Isar. Sie wurden für eine Betriebsdauer von jeweils 40 Jahren genehmigt. Die Genehmigung für das Zwischenlager Gorleben läuft bereits 2034 aus, die Genehmigung der meisten anderen ist bis in die 2040er Jahre befristet.
Kürzlich war bekannt geworden, dass sich die Suche nach einem Endlager bis mindestens 2074 verzögern wird. Bis die Lagerstätte gebaut und befüllt ist, werden weitere Jahrzehnte vergehen. Für die Zwischenlager müssen also neue Betriebsgenehmigungen beantragt werden.
Im Zwischenlager Gorleben stehen auf insgesamt 420 Stellplätzen 113 Castorbehälter mit abgebrannten AKW-Brennstäben und hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung. Sie wurden zwischen 1995 und 2011 in rund einem Dutzend Transporten ins Wendland gebracht. Gegen diese Transporte hatten jeweils viele tausend Menschen demonstriert und Blockaden errichtet. Jahrzehnte lang wurde der Gorlebener Salzstock als bundesweit einziger Standort auf seine Eignung als mögliches Endlager untersucht. 2020 schied Gorleben aus geologischen Gründen aus dem Suchverfahren aus.