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Aschaffenburgs Oberbürgermeister ruft zu Besonnenheit auf

Vor einer Spirale von Hass und Gewalt warnt der Aschaffenburger Bürgermeister, nachdem zwei Menschen am Mittwoch bei einem Messerangriff getötet wurden. Zudem kündigte er eine Trauerfeier am Wochenende an.

 Nach der Tötung eines Kindergartenkindes und eines Passanten in Aschaffenburg hat Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) dazu aufgerufen, trotz der Ereignisse besonnen zu bleiben. “Wir alle sind entsetzt über diese Tat mitten unter uns”, sagte der Politiker am Donnerstagmorgen bei einer Kranzniederlegung am Tatort. Dennoch dürfe die Tat eines Einzelnen niemals einer ganzen Bevölkerungsgruppe angerechnet werden. Herzing mahnte Zusammenhalt an, damit keine Spirale von Hass und Gewalt entstehe.

Der Politiker erklärte weiter, er sei selbst seit 50 Jahren bei der Feuerwehr tätig und habe schon viele schlimme Dinge gesehen. Noch nie habe ihn eine Tat aber so berührt und aufgewühlt wie diese. “Ich fühle, als wäre mein eigenes Kind gestorben, mein Bruder gestorben oder verletzt worden”, sagte der Politiker. Vielen anderen gehe es vermutlich ähnlich. Zudem kündigte er für kommenden Sonntag um 10:30 Uhr eine Trauerfeier in der Aschaffenburger Stiftskirche an. Auch Politiker aus Land und Bund wollten dazu anreisen.

Bei dem Messerangriff soll der tatverdächtige 28-jährige Afghane am Mittwochmittag einen zweijährigen Jungen marokkanischer Herkunft und einen 41 Jahre alten Passanten mit einem Küchenmesser getötet haben, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwochabend vor Journalisten erklärte. Der Tatverdächtige sei schon mindestens dreimal wegen Gewalttaten aufgefallen und mehrfach zur psychiatrischen Behandlung eingewiesen und wieder entlassen worden. Im Dezember habe das Amtsgericht seine gesetzliche Betreuung angeordnet.

Einen Verdacht auf eine radikale Gesinnung des Tatverdächtigen gibt es nach Polizeiangaben bisher nicht. Eine Durchsuchung an seiner Wohnanschrift habe vielmehr neue Erkenntnisse zur psychischen Erkrankung des Mannes gebracht, hieß es am Mittwochabend. Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften verurteilten die Tat, der Würzburger Bischof Franz Jung rief zum Gebet auf.

Laut derzeitiger Erkenntnis war der Tatverdächtige Ende 2022 nach Deutschland eingereist und hatte Anfang 2023 einen Asylantrag gestellt. Daraufhin habe es ein Dublin-Verfahren gegeben, das aber nicht rechtzeitig abgeschlossen worden sei. Angeschlossen habe sich daraufhin ein normales Asylverfahren. Der Mann habe im Dezember 2024 schriftlich bei der Ausländerbehörde angekündigt, freiwillig auszureisen. Daraufhin habe ihn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zur Ausreise aufgefordert und sein Asylverfahren eingestellt.

Ein zweijähriges syrisches Mädchen, ein 72-jähriger deutscher Mann und eine 59-jährige Erzieherin wurden nach Polizeiangaben bei dem Angriff zum Teil schwer verletzt. Nach aktuellen Informationen befinden sie sich mittlerweile außer Lebensgefahr. Am Mittag wollen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) über den aktuellen Stand zur Tat informieren.