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AOK fordert konsequente Spezialisierung der Krankenhäuser

Die AOK bemängelt: Weiterhin würden in Deutschland bei manchen Erkrankungen zu viele Patienten in Kliniken behandelt, die nur wenige dieser Fälle im Jahr versorgen. Für mehr Qualität seien Reformen dringend nötig.

Die Krankenkasse AOK pocht auf eine konsequente Spezialisierung der Krankenhäuser im Rahmen der von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Reform. Ziel müsse sein, bestimmte anspruchsvolle Behandlungen in den dafür am besten geeigneten Kliniken zu bündeln. “Nach wie vor werden viel zu viele Patientinnen und Patienten in Kliniken behandelt, die technisch und personell nicht adäquat dafür ausgestattet und aufgestellt sind”, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des aktuellen Krankenhausreports der Kasse.

Die Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zeigt, dass 2022 in fast jedem fünften Krankenhaus, in dem Brustkrebs behandelt wurde, dort im gesamten Jahr weniger als 25 Fälle operiert wurden. Im Schnitt wurde ein solcher Eingriff also nur alle zwei Wochen oder seltener vorgenommen. “Bei solchen Fallzahlen kann man nicht davon ausgehen, dass es in diesen Kliniken ein routiniertes Behandlungsteam oder gar eine eingespielte Prozesskette gibt”, sagte der Leiter der Qualitäts- und Versorgungsforschung des AOK-Instituts, Christian Günster. In vier von zehn an der Versorgung beteiligten Kliniken fehlt laut Report zudem eine Zertifizierung für die Versorgung von Brustkrebs.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Auswertung in der Notfall-Versorgung von Herzinfarkten. Etwa jeder zwanzigste Herzinfarkt in Deutschland wurde 2022 demnach in einer Klinik behandelt, die nicht über ein dafür empfohlenes Herzkatheterlabor verfügte. Unter den 368 Krankenhäusern, die im Jahr weniger als 25 Fälle versorgten, hatte ein solches Labor sogar nur jedes fünfte Haus. Bei schweren Herzinfarkten sollte den Angaben zufolge innerhalb von 90 Minuten eine Behandlung mit einem Katheter erfolgen.

Reimann forderte, eine Strukturreform zur Verbesserung der Behandlungsqualität weiterhin mit einer Finanzierungsreform zu verbinden. Andernfalls drohe das geplante Gesetz zur Krankenhausreform zu einer “teuren leeren Hülle ohne positive Effekte für die Versorgung der Patientinnen und Patienten” zu werden. Eine Finanzierungsreform sei angesichts andauernder Einbrüche bei Fallzahlen und einer sinkenden Auslastung der Kliniken dringend erforderlich.