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Antiziganismusbeauftragter: Mehr Mitsprache für Sinti und Roma

Eine ständige Kommission von Bund und Ländern fordert der Antiziganismusbeauftragte Mehmet Daimagüler. Rassismus würden Sinti und Roma jeden Tag erleben.

Der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung Dr. Mehmet Daimagüler
Der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung Dr. Mehmet DaimagülerImago / Funke Foto Services

Sinti und Roma in Deutschland sollten aus Sicht des Antiziganismusbeauftragten der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, mehr politische Mitsprache erhalten. “Dafür muss es eine ständige Bund-Länder-Kommission geben, bei der auch Selbstorganisationen einen Platz haben”, sagte Daimagüler im Interview des Portals Web.de.

Wie viele Sinti und Roma tatsächlich in Deutschland leben, ist laut dem Bundesbeauftragten nicht eindeutig zu beantworten. Viele Angehörige scheuten sich aus Angst vor Diskriminierung, ihre ethnische Zugehörigkeit preiszugeben. “Im Moment gibt es keine soziodemografischen Daten über Sinti und Roma”, erklärte Daimagüler. Gleichzeitig regte er “eine Art Zensus über die Lebensbedingungen” an, der von den Initiativen und Vereinen selbst für die Community durchgeführt werden könnte.

Sinti und Roma “unter Generalverdacht”

Der Bundesbeauftragte monierte, dass Angehörige der Minderheit in Deutschland täglich Rassismus ausgesetzt seien. “Perfide ist, dass er noch nicht einmal als Rassismus wahrgenommen wird. Negativen Stereotypen über Sinti und Roma wird selten widersprochen”, erklärte Daimagüler. Die Sinti und Roma würden etwa unter Generalverdacht als “potenzielle ‘Sozialbetrüger'” gestellt. Dadurch würden ihnen Unterkünfte verweigert und Kinder der Community in den Schulen ausgeschlossen. Auch Roma-Flüchtlinge, etwa aus der Ukraine, seien davon betroffen. “Bei Geflüchteten werden ganz klar Unterschiede gemacht. Ist jemand blond und blauäugig, ist er ein ‘guter Flüchtling’. Wenn er aussieht oder gelesen wird wie ein Rom, ist er ein potenzieller Sozialbetrüger.”

Zudem forderte Daimagüler ein Moratorium für die Abschiebung von Roma nach Moldau. Dort sei es für die Angehörigen der Minderheit nicht sicher und sie würden verfolgt. Die Bundesregierung hatte jüngst einen Gesetzentwurf vorgelegt, der Moldau und Georgien zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Dadurch könnten Asylbewerber aus beiden Ländern künftig einfacher zurückgeführt werden.