Der Hamburger Antisemitismusbeauftragte verurteilt den Angriff nach einer Ringvorlesung an der Uni Hamburg. „Diese abscheuliche Tat macht deutlich, dass es nicht bei Hassreden bleibt, sondern Worten in letzter Konsequenz auch Taten folgen“, sagte der Beauftragte für jüdisches Leben und die Bekämpfung und Prävention von Antisemitismus in Hamburg, Stefan Hensel. Zudem verglich er die Tat mit Angriffen auf Politikerinnen und Politiker und machte deutlich, dass die Gesellschaft an einem „Scheideweg“ stehe und sich fragen müssen „ob sie bereit ist, die Gewalt von Extremisten und solche Angriffe weiter zu tolerieren“. Hensels Ansicht nach gehörten Demonstrationen oder Protestcamps, von denen Gewalt ausgehe, „verboten und aufgelöst“.
Am Mittwochabend (8. Mai) hat es nach der öffentlichen Vorlesung unter dem Titel „Judenfeindlichkeit, Antisemitismus, Antizionismus – aktuelle Formen antijüdischer Gewalt“ an der Universität Hamburg eine wechselseitige Körperverletzung gegeben, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Derzeitigen Erkenntnissen der Polizei zufolge habe eine 56-Jährige ihren Mann zu dessen Lesung in der Uni begleitet. Schon während der Veranstaltung habe es Zwischenrufe von mehreren Zuhörerinnen und Zuhörern gegeben, hieß es.
Im Anschluss an die Veranstaltung habe es einen Streit zwischen der 56-Jährigen und einige Frauen aus dem Publikum gegeben. In dessen Verlauf soll eine 26-jährige Somalierin aus der Gruppe ihre Gegnerin unvermittelt attackierte und ihr ins Gesicht geschlagen haben, teilte die Polizei mit. Diese habe sich daraufhin zur Wehr gesetzt, indem sie nach der Angreiferin trat und sie biss. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamts hat die Ermittlungen aufgenommen.
Hensel erinnerte an zahlreiche ähnlich gelagerte Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit. Darunter der Angriff auf zwei Frauen nach einer Kundgebung am 9. Oktober 2023, die zahlreichen Übergriffe auf Demonstrantinnen und Demonstranten am Jungfernstieg und zuletzt der Angriff auf eine Gruppe von Exil-Iranerinnen und -Iranern vor dem Rathaus. „Ich verstehe nicht, wie mit Protestcamps, Übergriffen und Gewalt den Menschen im Gazastreifen geholfen werden soll. Es zeigt sich einmal mehr, dass nicht die Hilfe für die Menschen im Gazastreifen im Vordergrund steht, sondern der Hass gegen Jüdinnen und Juden und alle Menschen, die sich mit Israel solidarisieren“, sagte der Antisemitismusbeauftragte.