Mehrere Organisationen in Niedersachsen haben anlässlich des Jahrestages der Judenpogrome am 9. November zum Widerstand gegen wachsenden Antisemitismus aufgerufen. In den vergangenen Wochen habe es einen „enormen Anstieg“ antisemitischer Angriffe gegeben, erklärte der Niedersächsische Flüchtlingsrat am Dienstag in Hannover: „Jüdische Menschen in Deutschland brauchen unsere uneingeschränkte Solidarität.“ Diese Solidarität könne etwa durch Teilnahme an den regionalen Gedenkveranstaltungen gezeigt werden.
„Die Novemberpogrome von 1938 mahnen uns daran, dass wir unsere Stimme gegen die Ausgrenzung von Minderheiten erheben müssen – heute und immer wieder“, sagte die Vorsitzende des Flüchtlingsrates, Claire Deery. „Gerade in einer Zeit, in der sich neuer Rechtsextremismus wieder breit macht und in der Antisemitismus und Rassismus zunehmen, sollten wir nicht schweigen, wegschauen oder Vorgänge in unserem Land verharmlosen, sondern mutig und aktiv für Menschenrechte und Menschenwürde von uns allen eintreten.“
Der Humanistische Verband Deutschlands in Niedersachsen erklärte, Antisemitismus sei „unvereinbar mit unseren humanistischen Werten“. Die palästinensische Hamas sei dafür verantwortlich, dass an einem einzigen Tag in Israel so viele Juden ermordet worden seien wie seit dem Holocaust nicht mehr: „Nur weil sie Juden sind.“
Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen sei Aufgabe des Staates und nicht der Jüdinnen und Juden in Deutschland, betonte der Verband. Der Staat müsse zu jeder Tages- und Nachtzeit die Sicherheit dieser Einrichtungen gewährleisten. Zugleich müsse Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) ein effektives Handlungskonzept gegen Antisemitismus in allen Schulen des Bundeslandes erarbeiten.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 hatten Nationalsozialisten und aufgehetzte Bürger mehr als 7.000 jüdische Geschäfte angegriffen, ausgeraubt und zerstört. 1.400 Synagogen wurden geplündert und in Brand gesetzt. Auch in vielen Orten in Niedersachsen wurden Juden gedemütigt und misshandelt. Mehr als 1.300 Menschen starben im Zuge der Novemberpogrome in Deutschland.