Jeder fünfte Wahlberechtigte in Deutschland hat eine in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei gewählt. Das kann Angst machen, sagt eine Psychologin und verrät Strategien gegen Ohnmachtsgefühle und Stress.
Das Ergebnis der Bundestagswahl kann nach Angaben der Psychologin und Psychotherapeutin Christina Jochim Ängste und Sorgen bei Menschen auslösen. “Vor allem bei Personengruppen, die von rechtsextremen oder konservativen Kräften abgelehnt und zu Feindbildern stilisiert werden oder sich in deren Wertesystem nicht wiederfinden”, erklärte Jochim, die stellvertretend dem Bundesvorstands der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung vorsitzt, am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Die AfD hatte bei der Bundestagswahl 20,8 Prozent der Stimmen geholt und ihr Wahlergebnis im Vergleich zu 2021 verdoppelt. Jeder fünfte Wahlberechtigte wählte damit eine in Teilen als rechtsextrem eingestufte Partei. Die CDU erlangte 28,5 Prozent der Wählerstimmen und wird mit Friedrich Merz voraussichtlich den Kanzler stellen. Die SPD kam auf 16,4 Prozent der Stimmen, die Grünen auf 11,6 Prozent, die Linke auf 8,8 Prozent.
Wenn man nach der Wahl ein mulmiges Bauchgefühl habe, gehe es in erster Linie darum, etwas zu tun, “was einem hilft, das Gefühl von Stabilität und Kontrolle zurückzugewinnen”, sagt Jochim. Die Psychologin rät zunächst dazu, die eigenen Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Verletzlichkeit wahrzunehmen und zu akzeptieren. “Es hilft nicht, sie wegzudrücken oder direkt in Wut zu wandeln.” Danach müsse man einen konstruktiven Umgang mit den Gefühlen finden – und zwar durch Aktivität.
Dabei gehe es darum, die Ohnmacht in Handlung zu verwandeln. “Nachrichten und Informationen sollte man nur dosiert und gezielt konsumieren”, so Jochim. Sich weiterhin soziale Unterstützung zu suchen und mit Freunden und Familien über die Sorgen zu sprechen, trage nachweislich dazu bei, den Stress zu reduzieren. Sich darüber hinaus in einer Gemeinschaft zu engagieren führe zu einem Gefühl der Selbstwirksamkeit und zu einem positiveren Selbstbild. “Außerdem wirkt es sich natürlich positiv auf die Gesellschaft aus.” Darüber hinaus würden Achtsamkeitsübungen und Meditation gegen Ängste und Sorgen helfen, genauso wie körperliche Aktivität und regelmäßige Bewegung.