Ein halbes Jahr nach dem Tod des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd werden die sterblichen Überreste an seine Familie übergeben. Seine Tochter kritisiert die Bundesregierung und fordert Konsequenzen.
Amnesty International in Deutschland hat die iranische Regierung für eine Verschleierung der Todesumstände des Deutsch-Iraners Djamshid Sharmahd kritisiert. Die Autopsie des Leichnams habe keine klare Todesursache ergeben, sagte Amnesty-Generalsekretärin Julia Duchrow am Freitag in Berlin. Grund dafür sei der schlechte Zustand der sterblichen Überreste.
Damit bleibe unklar, ob Sharmahd hingerichtet worden sei oder bereits vor der geplanten Hinrichtung im Gefängnis starb. Die Todesumstände müssten dringend geklärt und die Verantwortlichen im Iran zur Rechenschaft gezogen werden.
Sharmahds Tochter erhebt indes schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Deutschland habe ihren Vater nicht retten wollen, sagte Gazelle Sharmahd der “Welt” (Freitag). Ihr seien immer neue Gründe genannt worden, warum es schwierig sei, ihn zu befreien.
Die 43-Jährige befindet sich derzeit in Deutschland, um die sterblichen Überreste ihres Vaters entgegenzunehmen. Ihm sei es gelungen, “die Stimme der Menschen im Iran gegen Islamismus, Dschihadismus, gegen dieses Regime” hörbar zu machen. “Jetzt muss die Welt hingucken”, so Sharmahd.
Sie kritisierte, dass es vier Monate gedauert habe, bis der Leichnam nach Deutschland gebracht worden sei. “Unsere Regierung hat sich nicht dazu geäußert, nichts dazu gesagt”, so Sharmahd. Auch die Autopsie habe ihre Familie selbst beantragt. Wieder habe es monatelang gedauert, bis sie überhaupt die Berichte bekommen hätten, um festzustellen, was dort passiert sei.
Im Oktober hatte die iranische Justiz die Hinrichtung Sharmahds verkündet. Er war im Frühjahr 2023 nach Terrorvorwürfen zum Tod verurteilt worden. Seine Angehörigen hatten die Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen. Der in Hannover aufgewachsene Software-Ingenieur galt als Kritiker der iranischen Führung. Immer wieder prangerte er Menschenrechtsverletzungen in der Islamischen Republik an. 2020 soll er von iranischen Agenten entführt worden sein.