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Als weiße Tücher von den Kirchtürmen wehten

Sinnloses Blutvergießen und Friedenssehnsucht in den letzten Kriegstagen: Im April 1945 erreichte die Rote Armee die Mark Brandenburg, die Lausitz und Berlin. Gedenkfeiern werden aber wohl nur digital stattfinden können.

Von Uli Schulte Döinghaus

Mitten in Lauchhammer-Mitte (früher Bockwitz) sind das evangelische Gemeindezentrum und die Nikolaikirche zu finden. Adresse: Dietrich-Heßmer-Platz 14. Mit Namen und Standort hat es eine besondere Bewandtnis: In der Nacht vom 21. auf den 22. April 1945 rettete der Ortspfarrer Dietrich Heßmer gemeinsam mit dem Kommunisten Max Baer den südbrandenburgischen Ort Bock­witz, indem sie ihn kampflos an die Rote Armee übergaben. Ein weißes Tuch als Zeichen der Aufgabe wehte vom Turm der Nikolaikirche – die beiden beherzten Bürger retteten damit ihr Gemeinwesen und viele Menschenleben, obwohl sie um ihr eigenes Leben fürchten mussten.

Furchtloses Handeln verhinderte BlutvergießenEine ähnlich mutige Aktion ist aus der Kreisstadt Belzig im Fläming überliefert: Dort setzten sich engagierte Bürger unter der Führung des katholischen Ortspfarrers Erich Tschetschog über die Warnungen von SS und Wehrmacht hinweg, riefen die Einwohner dazu auf, weiße Tücher zu hissen und bespannten wohl auch die Kirche mit dem Zeichen der kampflosen Aufgabe. Die Aktion zeigte Wirkung – deutsche Truppen rückten ab und die Rote Armee übernahm ohne weiteres Blutvergießen. 

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