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Aktionsbündnis Kindeswohl in Schleswig-Holstein gegründet

Soziale Betreuungseinrichtungen im Norden haben das „Aktionsbündnis Kindeswohl in Schleswig-Holstein“ gegründet. Die strukturelle Lage in der stationären Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein sei prekär, die Perspektive so schlecht wie noch nie, prangerte das Bündnis am Montag in Kiel an. Es kündigte umfassende Maßnahmen an, um für eine Verbesserung der Kinder- und Jugendbetreuung zu werben.

Das Bündnis fordert bessere Arbeitsbedingungen und zusätzliche Fachkräfte, um Kinder und Jugendliche angemessen betreuen zu können. „Die stationäre Kinder- und Jugendhilfe verschwindet, wenn der Rahmen sich nicht ändert. Seit Jahren weisen wir auf den Notstand hin“, sagte Lutz Regenberg, Sprecher des Aktionsbündnisses von der Diakonie Nord Nord Ost. Die Standards der Versorgung seien 40 Jahre alt, die Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen habe sich über die Jahrzehnte allerdings dramatisch verändert. Die Belastung der Betreuerinnen und Betreuer sei heutzutage zu hoch, so sei eine Fachkraft zeitgleich für zehn Minderjährige zuständig.

Es brauche bessere Arbeitsbedingungen, um vorhandene Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen. Laut Hasko Facklam vom Kinder- und Jugendhilfe-Verbund will das Bündnis dies durch vier Punkte erzielen: Es müsse Doppeldienste geben, pro Wohngruppe seien in Kernarbeitszeiten zwei Mitarbeitende erforderlich. Jede Einrichtung müsse über mindestens sieben Fach- und Betreuungskräfte in Vollzeit verfügen. Die Vergütung für Fach- und Betreuungskräfte müsse um zehn Prozent angehoben werden. Um Betriebsrisiken zu minimieren, sei zudem eine verbindliche Festlegung der Auslastungsquote bei 90 Prozent erforderlich.

Ebenfalls am Montag stellte das Aktionsbündnis dem Landesjugendhilfeausschuss in seiner Sitzung in Kiel sein Anliegen vor. Der Ausschuss habe daraufhin beschlossen, einen landesweiten Fachtag in der Sache durchzuführen und bei der Umsetzung zu unterstützen, hieß es. Das Aktionsbündnis ist offen für weitere Unterstützende.

Dem Bündnis gehören die Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein, die Caritas im Norden, die Diakonie Nord Nord Ost, das Diakonische Werk Husum, das Diakonische Werk Schleswig-Holstein, das Elisabethheim Havetoft, der Internationale Bund, die Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie, der Paritätische Wohlfahrtsverband Schleswig-Holstein und der Verbund für Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen an.