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Ärzte pochen auf Gesetz zur Suizidvorbeugung

Jährlich nehmen sich Tausende Menschen in Deutschland das Leben. Die Ärzte in Deutschland mahnen ein gesetzliche Regelung an, um Selbsttötungen besser vorzubeugen.

Der Deutsche Ärztetag hat die Bundesregierung aufgefordert, ein umfassendes Gesetz zur Suizidvorbeugung vorzulegen. Die kürzlich von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellte Suizidpräventionsstrategie enthalte zwar richtige Ansätze, erklärte das Ärzteparlament am Samstag. Die Strategie sei aber kein Ersatz für ein Gesetz, da sie die Frage der Finanzierung offen lasse. Zudem sei nur mit Gesetz eine verbindliche Umsetzung der Strategie möglich. Der 128. Deutsche Ärztetag fand von Dienstag bis Freitag in Mainz statt.

Der Ärztetag verwies auf einen fraktionsübergreifenden und fast einstimmigen Beschluss des Deutsches Bundestags im vergangenen Juli, ein solches Gesetz vorzulegen. “Nur durch eine gesetzliche Verankerung erhält die Suizidprävention die notwendige Absicherung und Dauerhaftigkeit”, so die Mediziner. Bei der Erarbeitung des Gesetzes seien die Bundesärztekammer und die Fachkreise der Suizidprävention deutlich stärker einzubeziehen, als es bei der Entwicklung der Strategie durch das Bundesgesundheitsministerium der Fall gewesen sei.

Zeitgleich mit der Suizidprävention sei auch die Beihilfe zum Suizid in Deutschland gesetzlich zu regeln, forderten die Ärzte. Das Bundesverfassungsgericht hatte 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung gekippt und ein weitreichendes Recht auf selbstbestimmtes Sterben formuliert. Zugleich hatten die Karlsruher Richter aber dem Gesetzgeber ermöglicht, einen rechtlichen Rahmen für Suizidbeihilfe zu entwickeln. Es müsse verhindert werden, dass Menschen die Entscheidung zum Suizid vorschnell, auf äußeren Druck oder aufgrund einer Depression treffen. Im Sommer 2023 konnte sich der Bundestag nicht auf eine Regelung einigen.

Jährlich nehmen sich in Deutschland mehr als 9.000 Menschen das Leben; das sind mehr Tote als durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und Aids zusammen. 2022 war diese Zahl erstmals wieder auf über 10.000 Suizide geklettert. Mehr als 100.000 Menschen pro Jahr versuchen, sich das Leben zu nehmen. Bereits 2021 hatte der Deutsche Ärztetag gefordert, die Suizidprävention in Deutschland auszubauen und zu verstetigen.