Normal ist das nicht: Fünf Personen im Aufnahmeraum der „Kirche im Radio“. Normalerweise sitzt da nur eine. Lena (10) und Susi Schmitt (13) sind zwei von den fünfen. Die beiden sind überhaupt zum ersten Mal in einem Radiostudio – im Studio der Redaktion „Programm der evangelischen Kirchen für den Privatfunk in NRW“ (PEP) in Düsseldorf. „Das ist toll, so was mal zu sehen“, sagt Susi. Lena freut sich, dass jemand von UK da ist, denn sie trägt die Kirchenzeitung Woche für Woche in ihrer Gemeinde aus. Schon verschwinden sie in den Raum gegenüber und sind durch das dicke Glasfenster zu sehen.
Weihnachtsgeschichte mit modernen Themen
„Das sind heute schon eher ungewöhnliche Aufnahmen“, sagt Pfarrerin Christa Thiel, verantwortliche Redakteurin für die werktägliche Sendung „Augenblickmal!“ im Privatfunk. Die Beiträge in der Adventszeit stehen in diesem Jahr unter dem Thema „Maria, Josef & Co“. „Wir hatten die Idee, die Weihnachtsgeschichte mit modernen Themen in Verbindung zu bringen“, sagt die Redakteurin.
Bereits im Oktober hat sie sich mit einigen Autorinnen und Autoren zu einem Workshop getroffen. „Jeder hat seine Vorschläge eingebracht. Wir haben beschlossen, eine Familie am Frühstückstisch zu nehmen, die auf adventliche und weihnachtliche Themen zu sprechen kommt.“ Während sonst die Autoren ihre Beiträge selbst einsprechen, übernimmt das bei der diesjährigen Adventsserie die „Familie“. Jeder Beitrag ist nur rund 90 Sekunden lang. Klingt kurz, „aber es ist erstaunlich, wieviel man da sagen kann“.
Es geht los. Lena, Susi, Christa Thiel und ihr Mann Albrecht sitzen zu viert am Tisch an zwei Mikrofonen. Mit im Raum: die Schauspielerin und Sprechtrainerin Maria Wolf. Im ersten Beitrag geht es um das Thema Licht. Es geht erstaunlich schnell, Tontechniker Andreas Ihrig ist zufrieden. Dann der nächste. Es geht um das „Paradies“. Es beginnt damit, dass die Mutter eine Anzeige über Paradiesbetten vorliest. Dann haben die beiden Töchter einiges zu sagen. Dabei ist ein leises Flüstern zu hören. „Christa, du liest den Text der anderen mit. Bitte nicht mitflüstern“, bittet Andreas Ihrig. Christa Thiel lacht. „‘Tschuldigung, hab‘ ich gar nicht gemerkt.“ Noch mal von vorn.
Zwischen den einzelenen Aufnahmen gibt es immer eine Pause. „Es dauert einen Moment, bis ich den Beitrag abgespeichert habe“, sagt der Tontechniker. Bei ihm im Raum sitzt auch Anja Schmitt, die Mutter der beiden Mädels. Nach jeder geglückten Aufnahme zeigt sie zwei erhobene Daumen in Richtung Familie. „Toll, wie die beiden das machen“, sagt sie. „Dass die da so locker sind“, staunt sie. „Sie hatten lang Schule und müssen nachher auch noch lernen. Beide schreiben morgen eine Arbeit in der Schule.“
Die nächste Aufnahme läuft. Es geht um die Jungfrau Maria. Bei einem Satz verhaspelt sich Lena. „Stopp“, sagt Christa Thiel. „Das ist umständlich, so spricht man nicht“, findet Maria Wolf. Der Satz wird umgeschrieben, es geht weiter. Doch dann spricht der Vater vom „goggeln“. Darüber gibt es auch Uneinigkeit. Am Ende wird das Wort gestrichen. Noch mal von vorn.
„Christa, du sprichst schon wieder den Text der anderen mit“, sagt Andreas Ihrig. Und noch einmal beginnt dieser Beitrag von vorn. Am Ende sind alle sehr zufrieden mit der Aufnahme, auch wenn es diesmal etwas länger gedauert hat.
Die insgesamt zwölf Beiträge kommen von sieben Autorinnen und Autoren. „Manches musste ich noch ein bisschen umschreiben“, sagt Christa Thiel. „Damit es auch für die Familie passt. Jede Person soll durchgehend erkennbar sein und nicht täglich die Persönlichkeit wechseln.“ So spielt Susi eine pubertierende, manchmal etwas zickige Tochter. „Das finde ich cool. Voll witzig“, sagt sie über ihre Rolle.