Vor 25 Jahren nahm das Seminar zur Ausbildung liberaler Rabbiner und Kantoren seinen Betrieb auf. Seitdem kann es 47 Absolventen vorweisen. Aber es gibt auch Misstöne zum Geburtstag.
Das Abraham-Geiger-Kolleg zur Ausbildung liberaler Rabbiner und Kantoren feiert am Samstag sein 25-jähriges Bestehen. In der Zeit habe man 47 Rabbinerinnen und Rabbiner sowie Kantorinnen und Kantoren ausgebildet, die in Deutschland und international in liberalen jüdischen Gemeinden amtierten, teilte das Kolleg am Mittwoch in Potsdam mit und sprach von einer “hervorragenden Erfolgsbilanz”.
Der derzeitige rabbinische Leiter, der Berliner Rabbiner Andreas Nachama, fügte hinzu, man habe durch neu eingeführte Strukturen und andere Veränderungen international verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen können.
Das Kolleg war in die Schlagzeilen geraten durch Vorwürfe gegen seinen langjährigen Leiter, Rabbiner Walter Homolka. Dabei ging es um möglichen Machtmissbrauch und weiteres Fehlverhalten.
Homolka bestreitet alle Vorwürfe, ging gerichtlich gegen sie vor und zog sich von Ämtern in der jüdischen Gemeinschaft zurück. Daher musste auch eine neue Lösung für die Rabbinerausbildung gefunden werden.
Nachama äußerte sich aus Anlass des Jubiläums auch zu Spannungen zwischen dem Kolleg und dem Zentralrat der Juden in Deutschland. Dieser strebt eine Stiftung als neue Trägerin der Rabbinatsausbildung in Potsdam an.
Die derzeitige “sehr erfolgreiche” liberale Rabbinerausbildung dürfe nicht einfach mit einer vom Zentralrat geplanten Stiftung “ausgelöscht” werden, so Nachama: “Es ist, wie es der ZdJ und die staatlichen Zuwendungsgeber gemeinsam geplant haben, geradezu grotesk und gefährlich, in heutiger Zeit zu versuchen, eine bestehende, international anerkannte und erfolgreiche liberaljüdische Institution in Deutschland grundlos zu zerstören. Juden sollten pfleglich miteinander umgehen.”
Ein Sprecher des Zentralrats hatte Ende Juli mitgeteilt, das Brandenburger Finanzministerium habe grünes Licht für die geplante Stiftung gegeben. Jetzt gehe es nur noch um Formalien. Der Zentralrat gehe davon aus, dass die Stiftung zum Wintersemester 2024/25 ihre Arbeit aufnimmt.