Ein Fenster in die Welt
Eine vielfältige Publizistik ist in Deutschland ein Kind der Aufklärung. Zeitungen und Zeitschriften tragen seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zur Verständigung über unsere Gesellschaft bei. Die Leistung von Medien besteht in der Herstellung von Öffentlichkeit, indem sie über aktuelle und relevante Themen informieren und damit zum Diskurs und zur Verständigung beitragen. Medien, ob gedruckt, gesendet oder digital verbreitet, eröffnen uns als Fenster einen Blick in die nahe und ferne Welt, sie konfrontieren uns mit Themen und Ereignissen, die sonst unserer Aufmerksamkeit entgangen wären und sie liefern uns Perspektiven und Einschätzungen, die wir teilen oder ablehnen können – die in aller Regel jedoch zum Nachdenken verleiten.
„Unsere Kirche“ ist eines dieser Fenster, das den Blick in einen besonderen Ausschnitt der Lebenswelt erlaubt. Wer dieses Medium liest, erfährt verlässlich etwas darüber, wie die christliche Botschaft zeitgenössisch interpretiert wird. „Unsere Kirche“ ist dabei kein theologischer Fachdienst, sondern versteht die evangelische Kirche als Teil einer vielfältigen und vielstimmigen sozialen Gemeinschaft. Wie gestaltet sich gesellschaftliche Teilhabe? Wie kann gutes Leben gelingen? Wie ist eine moderne Kirche zu denken? Wie gehe ich mit Trauer um? „Unsere Kirche“ bietet auf solche Fragen Antworten aus evangelischer Sicht an. Kultur und Gemeindeleben, Predigt, Trost und praktizierte Nächstenliebe – das Medium dokumentiert, was die evangelische Kirche leistet, was sie umtreibt und wie sie ihre Rolle in der Gesellschaft absteckt.
Wie alle klassischen Medien befindet sich auch „Unsere Kirche“ in einem anstrengenden Spagat: Das Medium muss die lokalen Interessen von Gemeindemitgliedern ebenso im Blick haben wie die der Evangelischen Landeskirche; es gilt eingefahrenen Lesegewohnheiten, die am gedruckten Papier hängen, ebenso Rechnung zu tragen wie neuen Rezeptionsformen, die ansprechend gestaltete digitale Angebote wie App, ePaper und Webseiten erwarten.
Wer als Medium der evangelischen Publizistik auf 75 überwiegend erfolgreiche Jahre zurückblicken kann, musste sich vielen neuen Gegebenheiten anpassen. Deshalb darf man optimistisch sein, dass „Unsere Kirche“ den Wandel von Gesellschaft, Medienrezeption und Kirche produktiv gestalten wird – und mit klugen Beiträgen publizistisch begleiten wird.
• Dr. Bernd Blöbaum ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster und Mitglied des Vereins zur Förderung des Evangelischen Pressedienstes der Region West
Die Oma bei Instagram
UK war schon da, als ich noch ein kleines Kind war. Ein Freund aus der Schule hat sie bei uns zuhause in den Briefkasten geworfen und einmal pro Quartal kassiert. „Kirchenblättken“ haben wir es liebevoll genannt. Und den Freund, der das „Blättken“ vorbeibrachte, haben wir auch so genannt.
Später hab ich selbst die UK verteilt. In zwei Bezirken. Bei Wind und Wetter. Immer mit dem Fahrrad. Und immer mit der Angst im Nacken, der Wadenbeißer von den Schmidts könnte mir wieder ans Bein springen.
Noch später, gegen Ende des Vikariats, habe ich ein halbes Jahr in der Redaktion der evangelischen Wochenzeitung UNSERE KIRCHE das journalistische Schreiben gelernt. Und ich habe Kirche kennengelernt. Über den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinaus.
Und schließlich durfte ich in unterschiedlichen Rollen die Mitgliederversammlungen des Evangelischen Presseverbandes Westfalen und Lippe e. V., der die UK herausgibt, kritisch-konstruktiv begleiten.
Kurz: UK hat mich mein Leben lang begleitet. So wie meine Eltern auch. Und ich habe UK viel zu verdanken, denn ich habe durch die Zeitung und mit ihr viel gelernt. So wie durch meine Eltern auch, denen ich ebenfalls sehr viel zu verdanken habe.
Jetzt wird UK 75 Jahre alt. Wie meine Mutter. Noch ist sie gut zurecht, von ein paar Zipperlein mal abgesehen. Okay, ihre Reichweite hat durch die eingeschränkte Mobilität abgenommen. Aber ansonsten ist bei „Muttern“ alles in Schuss.
Und bei der alten Dame UK? Ja, sie hat ebenfalls an Reichweite eingebüßt. Die Auflagenzahl ist in den vergangenen 20 Jahren drastisch zurückgegangen. Aber sie lebt. Und wie. Denn UK hat zwar 75 Lenze auf dem Buckel, ist aber alles andere als in die Jahre gekommen.
Woche für Woche informiert sie über das Leben in Kirche und Gesellschaft, formuliert christliche Positionen zu ethischen Fragen und legt dabei nicht selten den Fokus auf Themen, die in der Berichterstattung der weltlichen Medien so nicht vorkommen. UK verleiht den Schwachen in der Gesellschaft eine Stimme, damit auch deren Perspektive wahrgenommen werden kann. Und UK bietet 52 Mal im Jahr die kirchlichen Nachrichten, auch und vor allem aus den Kirchenkreisen und Gemeinden vor Ort. Damit ist die evangelische Wochenzeitung die ideale Ergänzung zum Gemeindebrief, der in vielen Gemeinden alle drei Monate erscheint.
Kurz: UK ist zwar alt wie eine Oma, aber quicklebendig. Das zeigt sich an kaum einer anderen Stelle deutlicher als in den Sozialen Medien. Denn dort – bei Facebook und Instagram – ist die Oma UK schon seit Jahren unterwegs und postet regelmäßig aktuelle Nachrichten und vieles mehr. Ganz anders als meine Mutter.
• Bernd Tiggemann ist Leiter der Stabsstelle Kommunikation und des Referats Medien und Service der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)
Was für ein Versprechen!
Was für eine Ansage, was für ein Versprechen! „Unsere Kirche – Die Zeitung mit der guten Nachricht“. Woche für Woche stapeln sich Zeitungen und Zeitschriften mit weit weniger gedankenanregenden Titeln auf meinem Schreibtisch: „Kirchenbote“, „Die xyz Kirchenzeitung“, „Sonntagsblatt“, „Kirche und Leben“.
„Unsere Kirche“ dokumentiert plakativ im Namen, welchem Anspruch sich die Redaktion seit 75 Jahren stellt: Unsere Kirche, eine Kirche von, mit und für Menschen nicht nur zu zeigen, sondern auch mit gutem Journalismus zu bereichern. Die ganze Vielfalt des aufgeklärten protestantischen Glaubens findet sich Woche für Woche bei UK.
UK, das klingt fast ein bisschen wie okay. Okay, ja, es ist okay, wie wir sind, wie unsere Kirche ist: dem Leben zugewandt, bunt, streitbar und sicher auch fehlbar. Eben einfach menschlich.
Und dann noch jenes Versprechen, das der Evangelische Pressedienst (epd) in den fast 112 Jahren seines Bestehens nie gewagt hat zu geben: das Versprechen der guten Nachricht. In der UK findet sie sich, oft auf der ersten Seite in einer lebensbejahenden Titelgeschichte, manchmal zwischen den Zeilen, und ganz selten auch mal in einer epd-Meldung.
Liebe UK-Redaktion, allzu gerne würde ich Ihnen, unter Kolleginnen und Kollegen, und den Leserinnen und Lesern zum Geburtstag einen Strauß voller guter epd-Nachrichten senden. Jeden Tag eine wirklich gute Nachricht? Ich fürchte, das schaffen wir nicht. Aber bemühen wollen wir uns. Okay, UK?
• Karsten Frerichs ist Chefredakteur der Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) in Frankfurt a.M.
Weichen stellen
UK wird 75! Zum Jubiläum sende ich meine herzlichen Grüße, Glück- und Segenswünsche. Seit vielen Jahren begleite ich die Arbeit des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe und seiner Zeitung „Unsere Kirche“. In Aufsichtsgremien, bei der Vermittlung von Fortbildungen und immer wieder auch im Gespräch mit Redaktion und Geschäftsleitung.
Der Markt für Zeitungen ist in den vergangenen Jahren rauer und härter geworden. Das spüren alle Zeitungen und Zeitschriften. Auch UK. Wer überleben will, muss zunehmend crossmedial denken und arbeiten, also nicht nur auf die klassische, gedruckte Zeitung setzen, sondern Inhalte auch online und über Social-Media-Angebote vermitteln.
UK sehe ich da gut aufgestellt. Verlag und Redaktion haben die richtigen Weichen gestellt, um auch in Zukunft die christliche Botschaft mit handwerklich fundiertem Journalismus zu verbinden. So kann UK den Menschen hoffentlich noch viele Jahre als „Zeitung mit der Guten Nachricht“ Freude und Orientierung geben.
Alles Gute zum Geburtstag!