Artikel teilen:

3sat-Dokumentation über Musik von Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz hält immer mehr Einzug in den Alltag. Mit Musik, die von KI produziert wurde, befasst sich nun eine 3sat-Dokumentation.

Nicht nur in Bezug auf Wort und Bild gibt es durch Künstliche Intelligenz (KI) sogenannte Fakes, also Fälschungen. Ein bekanntes Beispiel ist ein Bild von Papst Franziskus in einer edlen Designer-Daunenjacke. Auch in anderen Bereichen hält KI immer weiter Einzug in den Alltag, etwa in die Musikbranche. Bei Musikschaffenden sorgen die neuen technischen Möglichkeiten für unterschiedliche Emotionen – von Besorgnis bis Begeisterung. Das ZDF setzt von August bis Oktober mit zehn Sendungen den Themenschwerpunkt “KI – die neue Realität”. Im ersten Beitrag am 31. August um 19.20 Uhr geht es in einer 3sat-Kulturdoku um “Künstliche Musik – Die KI-Revolution im Pop”.

Wer früher Musik machen wollte, musste viel können; heute aber reichen IT-Hardware und KI-Software. Das demonstrieren Karsten Gravert, Leiter der Redaktion Kultur bei der Berliner TV-Produktion “Kobalt Documentary”, und Redaktionsvolontärin Hanna Langreder in ihrem Beitrag: Imitate einer Popstar-Stimme sind in Sekundenschnelle produziert, denn KI-Musik ist immer weniger von menschengemachter zu unterscheiden. Auf diese Weise ist nach 50 Jahren ein neuer Beatles-Hit erschienen, obwohl mit John Lennon und George Harrison die Hälfte des legendären britischen Musiker-Quartetts nicht mehr lebt.

Produzenten sogenannter Gebrauchsmusik – etwa Radio-Jingles und TV-Filmmusiken – waren die ersten, die die KI-Auswirkungen zu spüren bekommen haben, heißt es in der Doku. Längst sind aber auch Megastars alarmiert. “Ich war überrascht, wie tief auch die Sorge bei etablierten Künstler:innen wie Billie Eilish zu sitzen scheint, die sich jetzt für einen verantwortungsvollen Umgang mit der KI einsetzen”, sagt Autorin Hanna Langreder der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Andere wie der Produzent Thomas Foster sind indes von den neuen Möglichkeiten begeistert. Der Salzburger produziert Musik und Jingles für Werbung und Radio mit Hilfe der neuen Technik. Die Kamera ist dabei, als Foster in seinem Tonstudio mit KI-Programmen an Club-Hits für Party-Inseln bastelt. Andere Menschen braucht der Österreicher dafür kaum noch: Dank KI kann der Produzent selbst Streichorchester und mehrstimmigen Gesang kostengünstig in sein Werk einarbeiten.

Kunst und Talent werden so komplett durch Technik ersetzt. Selbst Profis wie die österreichische Sängerin und Gesangslehrerin Monika Ballwein haben mitunter Schwierigkeiten, computergenerierten Gesang von einer echten Stimme zu unterscheiden. Die fünffache Teilnehmerin am Eurovision Song Contest für Österreich gesteht im Film: “Klar macht man sich da Sorgen, dass man irgendwann von einer Maschine ersetzt wird.”

Laut dem Vorsitzenden vom Deutschen Komponistenverband in Berlin, Moritz Eggert, arbeiten viele längst auch bei Filmmusik mit KI-Programmen. Eggert befürchtet, dass Filmkomponisten langfristig von der KI ersetzt werden und sagt: “Wenn die KI nur noch von der KI lernt, dann reproduziert sie halt immer besser das, was es schon gibt. Aber Kultur ist nicht das, was es schon gibt, sondern Kultur ist immer das, was auch in die Zukunft schaut.”

Am Ende der nicht nur für Musikfreunde interessanten wie beunruhigenden Doku stellt sich die Frage, ob die KI-Programme eine neuartige Form von Raubkopie sind. Schließlich wurden die meisten dieser speziellen Computerprogramme mit Abertausenden von Werken “trainiert”, die urheberrechtlich geschützt sind.

Statt einer konkreten Antwort bietet die Doku zumindest etwas Hoffnung: Hamburg ist Sitz der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz GEMA. Seit gut einem Jahr hat Tobias Holzmüller den GEMA-Vorsitz. Dort setzt er sich für eine faire Vergütung der Werke ein, mit denen die KI optimiert wurde. Dabei tritt der Jurist allerdings gegen mächtige Big-Tech-Konzerne in den USA an. Dieser ungleiche Kampf erinnert an das biblische Vorbild vom Kampf von David gegen Goliath. In der Bibel blieb der Größere am Ende auf der Strecke …