Das Unesco-Welterbekomitee hat in diesem Jahr in Neu-Delhi das Residenzensemble Schwerin und 23 weitere Stätten zum Menschheitserbe erklärt. Damit verzeichnet die Liste des Kultur- und Naturerbes insgesamt 1.223 Einträge, wie die deutsche Unesco-Kommission am Samstag in Bonn mitteilte. Zwei bestehende Stätten wurden erweitert. Das Welterbekomitee tagt noch bis Mittwoch, die Beratungen über neue Welterbestätten sind allerdings abgeschlossen.
Das Residenzensemble Schwerin, zu dem 37 Gebäude, Plätze und Gärten gehören, entstand überwiegend im 19. Jahrhundert. Die Anlage zeugt der deutschen Unesco-Kommission zufolge von der letzten Blüte höfischer Kultur und Schlossbaukunst im Europa des 19. Jahrhunderts. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), nannte die Einschreibung einen großen Erfolg und Glückstag für die Stadt und das ganze Bundesland. „Das Schweriner Residenzensemble verbindet Geschichte und Gegenwart: Das Schloss dient heute nicht mehr als Sitz eines Großherzogs, in ihm tagt der demokratisch gewählte Landtag.“
Bei seiner Sitzung zeichnete das Unesco-Welterbekomitee auch Orte in Südafrika aus, die an das Vermächtnis von Nelson Mandela (1918-2013), dem ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, erinnern. Dazu zählten etwa die Waaihoek Wesleyan Church in Bloemfontein, der Gründungsort des Afrikanischen Nationalkongresses ANC, und der Constitution Hill in Johannesburg. Letzterer war früher ein Gefängniskomplex, in dem politische Gefangene wie Mandela oder Mahatma Gandhi festgehalten wurden. Heute ist das Areal Sitz von Südafrikas Verfassungsgericht.
Auch die Via Appia in Italien wurde ausgezeichnet. Bekannt als „Königin der Straßen“ war sie den Angaben zufolge eine wichtige Handels- und Militärroute des antiken Rom. „Die erhaltenen Abschnitte und archäologischen Stätten entlang der Straße zeugen von der ingenieurtechnischen Meisterleistung und historischen Bedeutung der Via Appia, die ein bedeutendes Zeugnis römischer Geschichte ist“, erklärte die deutsche Unesco-Kommission. Zu den weiteren Welterbestätten zählen nun unter anderem die Goldbergwerke der japanischen Insel Sado, die Kulturlandschaft der archäologischen Stätte Al-Faw in Saudi Arabien und der Höhlenkomplex im Niah-Nationalpark in Malaysia: Bis zu 50.000 Jahre alte, prähistorische Funde böten dort „wertvolle Einblicke“ in die Entwicklung des Menschen in Südostasien.
Bereits am Freitag wurden die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeinde in Ostsachsen zum Weltkulturerbe ernannt. Sie sind jetzt gemeinsame mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark sowie Siedlungen der Brüdergemeine im US-amerikanischen Bethlehem in Pennsylvania und im nordirischen Gracehill Teil einer neu geschaffenen transnationalen Welterbestätte. Die Siedlungen der Herrnhuter wurden an allen Orten nach denselben Grundsätzen barock und rechtwinklig geplant. Im einheitlichen Städtebau und der schlichten Architektur spiegeln sich die Ideale der Religionsgemeinschaft und ihre gemeinschaftsorientierte Lebensweise wider. Deutschland zählt nun insgesamt 54 Welterbestätten.
Zu den weiteren am Freitag ausgezeichneten Stätten zählen Naturlandschaften wie die Badain-Jaran-Wüste in China mit ihren weit über 1.000 Seen, die Vjetrenica-Höhle in Bosnien-Herzegowina mit ihren sieben Kilometer langen Gängen und der für seine Sanddünen bekannte brasilianische Nationalpark Lençois Maranhenses. Auch archäologische Stätten wie Melka Kunture und Balchit in Äthiopien, Umm Al Jimal in Jordanien oder das Grabhügelsystem der Ahom-Dynastie in Indien fanden Aufnahme in die Welterbeliste.