Er zählt mit fast drei Metern Spannweite zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt: der Bartgeier. Lange war er in Deutschland ausgestorben, nun wird er in den Alpen wieder angesiedelt. Früher nahm man Übles von ihm an.
Bahn frei für Generl und Luisa: So heißen die zwei Bartgeier-Weibchen, die Naturschützer am Dienstag im südbayerischen Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert haben. Das teilte der bayerische Naturschutzverband LBV im mittelfränkischen Hilpoltstein mit. Die noch flugunfähigen Vögel werden demnach in den kommenden Wochen in einer Felsnische im Klausbachtal ihre Muskulatur trainieren, um dann zu ihren ersten Flügen aufzubrechen. Das Auswilderungsprojekt von LBV und Nationalpark läuft seit 2021. Zehn Bartgeier wurden seither in die Natur entlassen – rund 140 Jahre, nachdem der Mensch sie hierzulande ausgerottet hat.
Generl und Luisa sind am 25. Februar zur Welt gekommen, wie es weiter hieß. Luisa stamme aus der Richard-Faust-Bartgeier-Zuchtstation im österreichischen Haringsee. Generl sei im Zoo Ostrava in Tschechien geschlüpft und im Schweizer Natur- und Tierpark Goldau großgezogen worden. Den Namen Luisa hätten langjährige Förderer des LBV vergeben. Generl sei nach der Ramsauer Bergsteigerin Eugenie Buhl benannt.
Die Junggeier wurden laut Mitteilung in Kisten zur Auswilderungsnische auf den Berg getragen. Die Träger seien zuvor von einem katholischen Pfarrer und einem evangelischen Vikar für einen sicheren Aufstieg gesegnet worden. Oben angekommen, habe man die Tiere in Nester aus Fichtenzweigen und Schafwolle gesetzt, ihnen GPS-Sender angelegt, um später ihre Wege verfolgen zu können, sie untersucht und in der Nähe erstes Futter aus Rehknochen platziert.
In den kommenden Monaten würden Wissenschaftler die Vögel rund um die Uhr von einem nahe gelegenen Beobachtungsplatz aus sowie mithilfe in der Auswilderungsnische installierter Infrarotkameras und eines Livestreams überwachen. Nach Bedarf werde im Abstand von mehreren Tagen Futter ausgelegt, ohne mit den Tieren in Kontakt zu kommen. Der erste Ausflug der Vögel wird in drei bis vier Wochen erwartet.
Das Auswilderungsprojekt soll laut LBV die zentraleuropäische Population der Bartgeier stärken und mit den Beständen auf dem Balkan und in Kleinasien verbinden. Einer der beiden 2021 als erstes freigelassenen Vögel ist allerdings bereits tot; “Wally” starb vermutlich an einer natürlichen Ursache.