Am 12. November 1923 hat die 24 Jahre alte Charlotte von Bülow, geborene von Roeder, ihren ersten Sohn Bernhard-Viktor Christoph-Carl gesund zur Welt gebracht. Exakt um 21.50 Uhr an diesem Montag wurde Viktor, genannt Vicco, geboren. Laut eigener Aussage war er 6 3/4 Pfund schwer und 50 Zentimeter groß. „So lernte ich meine Eltern kennen“, sagte er später zu seiner Geburt und bezeichnete sich „als ein ganz und gar durchschnittliches Kind also. Vorerst jedenfalls.“ Die Familie wohnte in einer Dienstwohnung in einen Polizeikaserne in der Magdeburger Straße in Brandenburg an der Havel.
Ausstellung erzählt die Taufe Loriots in Brandenburg
Am 30. Dezember 1923 wurde der sieben Wochen alte Vicco von Bülow schließlich in der St. Gotthardt-Kirche in Brandenburg an der Havel getauft, offenbar zusammen mit einer anderen brandenburgischen Jungbürgerin. Die Geschichte dazu erzählt heute eine kleine Ausstellung in der Taufkapelle der St. Gotthardtkirche.
Im Kirchenbuch aus dem Jahr 1923 sind sage und schreibe 8 Taufpaten verzeichnet. Als er im Jahr 2009 mit 85 Jahren zurück in die St. Gotthardtkirche kam, entschuldigte er sich, „dass keiner seiner Taufpaten erschienen sei“.
Über den Strampler, den Viccos Eltern ihm 1923, zur Zeit der Inflation, für 480 Milliarden Reichsmark kauften – was in den 1990er Jahren etwa dem Jahresetat der Bundesrepublik entsprach, sagte Loriot einmal: „Es muss eine überwältigende Strampelhose gewesen sein, sinnvoll, einmalig und formschön – dem Etat der Bundesrepublik in gewisser Weise deutlich überlegen.“
Der Mutter ging es in den folgenden Jahren gesundheitlich schlecht. Deshalb wurden der vierjährige Vicco und der dreijährige Bruder Johann Albrecht, stets „Brüderchen“ genannt, zu ihrer Großmutter väterlicherseits, der 52 Jahre alten Margarete von Bülow, nach Berlin geschickt. Diese wohnte wiederum zusammen mit ihrer Mutter, Viccos Urgroßmutter. Beide waren seit Längerem verwitwet.
Vis-à-vis mit den Weizsäckers
In Wilmersdorf lebten sie anfangs in den beiden obersten Etagen der Pariser Straße 55, Ecke Fasanenstraße. „Schräg gegenüber hatten sich Weizsäckers eingemietet“, erzählte Loriot später einmal. „Wir kannten sie damals nicht. Richard war wohl um die zehn Jahre alt und darum noch nicht Bundespräsident.“
Dennoch spürte er lange den Einfluss seiner Mutter respektive den ihres Vaters Otto von Roeder, der seine Tochter um 14 Jahre überlebte. „Der Vater meiner Mutter war in Potsdam Kommandeur der Leibkompanie des Kaisers und musste seiner Majestät immer die neuesten Witze erzählen. So kam ein gewisser Sinn für Humor auf mich zu, dem ich gar nicht ausweichen konnte.“

Auch wenn er nur die ersten vier Lebensjahre hier verbrachte, hinterließ Brandenburg an der Havel einen bleibenden Eindruck bei Vicco von Bülow, auch wegen seiner späteren Besuche und Rückkehr. In einem Interview sagte er einmal, dass es zu den bedeutendsten Momenten seines Lebens gehört habe, wie er am 18. Mai 1985 zur Eröffnung der Ausstellung mit seinen Zeichnungen in den mit mehr als 1000 Menschen voll besetzten Brandenburger Dom zurückgekommen sei. Als Reminiszenz an die Loriot-Ausstellung von 1985 im Dom seiner Heimatstadt wird am 12 November um 13 Uhr im Brandenburger Stadtmuseum die Ausstellung „Heile Welt“ eröffnet.
Der Geburtsstadt verbunden
Loriot hat sich seiner Geburtsstadt und seiner Taufkirche verbunden gezeigt durch die Gründung der Vicco-von-Bülow-Stiftung. In seiner Taufkirche, der St. Gotthardtkirche, konnten mit seiner Unterstützung viele Restaurierungen durchgeführt werden. Vor allem fördert seine Stiftung die musikalische Ausbildung von jungen Menschen. Deshalb trägt die städtische Musikschule in der Havelstadt den Namen des Brandenburger Ehrenbürgers Vicco von Bülow.

Am 12. November jährt sich Loriots Geburtstag zum 100. Mal. Zu seinen Ehren findet am 12. November 2023 um 11 Uhr in der St. Gotthardtkirche eine musikalische Matinee statt. Es musiziert das Kammerorchester der Musikschule „Vicco von Bülow“ unter Leitung von Iris-Simone Au. Kirchenmusikdirektor Fred Litwinski spielt an der Schuke-Orgel Sergej Prokofjews „Peter und der Wolf“ mit Harald Arnold als Sprecher und die Kasmet-Ballett-Company tanzt eine Choreografie dazu. Vicco von Bülow hatte das Werk im Jahr 1991 gemeinsam mit den Brandenburger Symphonikern aufgeführt.
Kein Denkmal, dafür Möpse
Außerdem wird in der St. Gotthardtkirche eine Ausstellung eröffnet. Der Titel lautet: „(K)ein Denkmal für Loriot – Der Weg zu einem Denkmal für Vicco von Bülow in Brandenburg an der Havel“. Diese Ausstellung wird in Kooperation mit dem Kulturverein Brandenburg an der Havel durchgeführt und stellt die verschiedenen Entwürfe für ein Denkmal in seiner Heimatstadt vor.
Loriot selbst wollte nie, dass man ihm ein Denkmal setzt. So erinnert heute in seiner Geburtsstadt nur ein Sockel mit einem Fußabdruck auf dem Johanniskirchplatz an ihren berühmten Sohn und welche Spuren er hinterlassen hat. Flankiert wird er von einer Schar Waldmöpse, der „Evolution des Mopses“ aus dem einst wilden Waldmops, getreu dem Motto des Mopsliebhabers Loriot: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“