In der Bibel wimmelt es von dürstenden, lechzenden, erschöpften und Erfrischung suchenden Menschen. Kein Wunder. Die Geschichten der Heiligen Schrift spielen in Wüste und Steppe. Man ahnt, wie sehr sich da jemand nach Wasser sehnt. „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“, heißt es in Psalm 42. Das ist schon krass.
Aber man muss gar nicht Steppe oder Wüste besuchen. In den vergangenen Tagen und Wochen sengte die Sonne manchmal derart erbarmungslos vom Himmel, dass einem auch in Barntrup oder Bottrop, Kirchhundem oder Köln, Siegen oder Sendenhorst die Zunge aus dem Mundwinkel hängen konnte. Glücklich, wer da einen Ventilator in der Nähe hatte, eine eisgekühlte Limo. Und am besten ein Schwimmbad um die Ecke.
Angenehm kann auch ein Spaziergang sein – wenn er in der passenden Umgebung stattfindet. Etwa im Wald. Mit Bach am Wegesrand. Das Wasser säuselt und plätschert. Eine Goldammer zwitschert ihr „Hab dich liiiieeb“. Kies knirscht unter den Sohlen; und von der Wiese nebenan weht der Geruch von gemähtem Gras herüber.
Die Bibel erzählt vom Verlangen, Kraft zu tanken
„Sommerfrische“ nannten die Menschen früher solche Orte, an die sie vor der Hitze der Jahresmitte flohen. Erst waren es die Berge, die sie als Zuflucht entdeckten. Später das Meer; die Seebäder entstanden.
Abkühlung finden. Sich eine Auszeit gönnen. Kleine Fluchten, um sich zu erholen von der Erschöpfung. Um dann wieder gestärkt in den Alltag zurückzugehen.
Die Bibel erzählt von solcher Sehnsucht. Von dem Verlangen, Kraft zu tanken. Der Text in Psalm 42 geht weiter: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.“ Das ist eine uralte Erfahrung der Menschen – und eine Verheißung der Bibel: Bei Gott lässt sich Kraft finden.
Gott ist die Quelle des Lebens. Bei ihm fließen Ströme des Heils. Er kann wie eine herrliche Sommerfrische sein bei Hitze, Durst und Erschöpfung. Im Gebet. Im Hören auf sein Wort. Im Singen. Im Loben und Preisen. Auch im Bitten und Klagen. Was das für eine Stärkung sein kann, davon bekommt man eine leise Ahnung, wenn man ans Meer geht, in die Berge, zum Bach im Wald.
Die „Sommerfrische“ – das sind heute Urlaub und Ferien
Heute spricht niemand mehr von „Sommerfrische“. Stattdessen reden wir von „Urlaub“ oder von „Ferien“. Irgendwann sind Urlaub und Ferien vorbei. Was hoffentlich noch eine Zeitlang bleibt, ist dann die Kraft, die man getankt hat. Und die Freude – auf die nächste „Sommerfrische“.