Eine außerordentliche Entdeckung meldet das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege: In der Donauebene bei Riedlingen (Kreis Biberach) wurde eine große Grabkammer aus frühkeltischer Zeit aufgespürt. Sie sei rund 2.600 Jahre alt, teilte das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen am Freitag in Stuttgart mit. Eine vollständig erhaltene keltische Grabkammer sei bisher überhaupt erst einmal in Deutschland entdeckt worden, nämlich 1890 bei Villingen im Schwarzwald.
Die nun nahe der Donau gefundene Kammer ist 3,40 Meter breit und 4,05 Meter lang. Holzdielen bilden den Boden, die Wände bestehen aus jeweils drei hochkant gestellten Bohlen. Die Höhe dürfte rund einen Meter betragen haben. Die Kammer liegt im Zentrum eines Grabhügels, der einen Durchmesser von 65 Metern hat und ursprünglich rund sechs Meter hoch gewesen sein dürfte.
Der Grabhügel befindet sich laut Mitteilung etwa sieben Kilometer nordöstlich der Heuneburg, die als älteste städtische Siedlung nördlich der Alpen gilt. Das Grabungsteam entdeckte dort unerwartet massive Eichenhölzer einer großen, vollständig erhaltenen Grabkammer. Das sei „einzigartig und von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung“, weil sich Holz unter normalen Bedingungen nur wenige Jahrzehnte im Boden erhalte, hieß es. Die Forscher führen die gute Konservierung auf den Sauerstoffabschluss zurück, den Grund- und Schichtwasser bewirkt hätten.
Die Ausgrabungen sollen den Angaben zufolge noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Dabei komme modernste Grabungs-, Dokumentations- und Restaurierungstechnik zum Einsatz. Der Landesarchäologe Dirk Krausse nannte den Fund einen „Glücksfall für die Archäologie“. Die Forscher erhoffen sich auch Aufschlüsse darüber, für wen das Grab errichtet wurde.
Aufgrund der Holzanalyse gehen die Archäologen davon aus, dass das Baumaterial für die Kammer von einer im Jahr 585 vor Christus gefällten Eiche stammt. Damit sei es nur zwei Jahre älter als das zu Füßen der Heuneburg geborgene Grab der Keltenfürstin vom Bettelbühl (583 v. Chr.) und falle wie dieses in die Blütezeit der Heuneburg mit ihrer besonderen Lehmziegelarchitektur. Die massive Bauweise sollte offenbar Grabräuber vom Plündern abhalten. (2349/18.10.2024)