2024 stehen im Vatikan zwei Großereignisse an. Es geht um die Zukunft der Kirche und ein weltweites Pilgerevent. Ob der Papst reisen wird, etwa nach Argentinien, ist offen. Hier spielt auch seine Gesundheit eine Rolle.
Das Beste kommt zum Schluss – zumindest 2024 im Vatikan. In den letzten Monaten des kommenden Jahres sollen gleich zwei Großereignisse im Zentrum der katholischen Kirche stattfinden. Ende Dezember öffnet Papst Franziskus die Heilige Pforte im Petersdom – und gibt damit den Startschuss für das Heilige Jahr 2025, zu dem 45 Millionen Menschen in Rom erwartet werden.
Knapp drei Monate vorher geht das wichtigste Projekt des Papstes in die entscheidende Runde: Im Oktober 2024 kommt die Weltsynode zu einer weiteren Versammlung im Vatikan zusammen und berät über die Kirche der Zukunft. Anders als beim ersten Treffen im Oktober 2023 können die rund 350 Synodenmitglieder diesmal ein finales Schlussdokument mit konkreten Empfehlungen abstimmen und dem Papst vorlegen.
Ob die Synodalen – darunter zahlreiche Nicht-Bischöfe und auch 54 Frauen – dem Papst zur Abschaffung des Pflicht-Zölibats raten? Oder zur Öffnung des Diakonats für die Frau? Vatikan-Beobachter dämpfen die Erwartungen. Gut möglich, dass es am Ende vor allem um neue Formen des Miteinanders und um eine Dezentralisierung der Kirche geht. Dennoch ist die Wirkung der vom Papst spürbar geöffneten Weltsynode nicht zu unterschätzen. So ist es schwer vorstellbar, dass Bischöfe künftig wieder unter sich bleiben und das “Volk Gottes” nicht mehr um Rat gefragt wird, wenn es um Zukunftsfragen der Kirche geht.
Am Ende entscheidet der Papst, ob er die Vorschläge der Synode annimmt oder nicht. Dabei wird ihm bewusst sein, dass die Weltsynode zu seinem Vermächtnis für die Kirche gehört. Im März ist er elf Jahre im Amt. Gesundheitliche Rückschläge waren zuletzt häufiger, der fast 87-Jährige schien sich immer weniger gut zu erholen. Zuletzt musste er – mit großem Bedauern – eine Reise zum UN-Klimagipfel nach Dubai absagen, weil ihn eine Entzündung der Atemwege plagte. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin trug vor dort seine Rede vor.
Sein Gesundheitszustand dürfte auch im kommenden Jahr Thema sein. Ob er Auslandsreisen antritt oder nicht, hängt vor allem davon ab, wie es ihm gerade geht. Für 2024 sind noch keine Papstreisen offiziell geplant. Franziskus hat allerdings selbst gesagt, dass er gerne in sein Heimatland Argentinien fliegen möchte. Mittlerweile hat er auch eine Einladung des neuen Präsidenten Javier Milei erhalten, obwohl der im Wahlkampf dem Papst noch vorwarf, sich nicht klar genug von den Linksregierungen in Lateinamerika zu distanzieren.
Es wäre der erste Heimatbesuch für Franziskus seit seiner Wahl zum Papst. In Argentinien ist er allerdings nicht nur beliebt, seine Anwesenheit könnte auch Kritiker mobilisieren. Dass er sich dem nicht aussetzen möchte, würde gegen eine Reise sprechen. Andererseits findet im September 2024 der Eucharistische Weltkongress in Ecuador statt. Einen dortigen Besuch könnte er mit einem Abstecher nach Argentinien verbinden.
Was der Papst für die Kirche in Deutschland in petto hat, ist noch ungewiss. Von den zwischenzeitlich vier offenen Bischofsstühlen sind nur noch zwei unbesetzt: Osnabrück und Stuttgart. Für Paderborn und Bamberg ernannte der Papst in einem ungewöhnlichen Schritt zeitgleich zwei neue Erzbischöfe.
Offen bleibt auch, was Franziskus mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki vorhat. Die nicht enden wollende Vertrauenskrise in Deutschlands größter Diözese scheint keinen Druck auf den Papst auszuüben.
Gesprächsthema im Vatikan ist allerdings der deutsche Reformprozess Synodaler Weg, den in Franziskus’ Umfeld viele skeptisch beäugen. Zuletzt wandte sich Kardinalstaatssekretär Parolin mit einer Note an die deutschen Bischöfe und zog rote Linien für Reformvorschläge: Laut Kirchenlehre können Frauen nicht Priester werden – und homosexuelle Handlungen gelten weiter als sündhaft, so Parolin. Ihre Gespräche darüber werden Vertreter der Bischofskonferenz und des Vatikans im Frühjahr fortsetzen. Dann könnte es auch um die Frage gehen, was diesseits roter Linien verhandelbar ist.
Das zweite Großereignis in Rom läutet der Papst am 24. Dezember 2024 mit der Eröffnung der Heiligen Pforte am Petersdom ein, weitere Pforten-Öffnungen folgen. Bis Dezember 2025 werden Millionen Pilger durch eine dieser Pforten in Rom schreiten. Wer zudem betet, beichtet und die Eucharistie empfängt, dessen Bußstrafen für begangene Sünden werden erlassen.
Das kirchliche Jubiläumsjahr, das alle 25 Jahre regulär stattfindet, ist wegen diverser Großbaustellen schon seit Monaten Gesprächsthema in der Stadt. Zuletzt zeigten sich die italienische Regierung, die römische Stadtverwaltung und der Vatikan optimistisch, die 189 Bauprojekte bis zum Beginn des Heiligen Jahres abzuschließen. Dann könnte es heißen: Ende gut, alles gut.