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Zustimmung und Kritik zu Reformvorschlägen für ARD und ZDF

Der Zukunftsrat für ARD und ZDF empfiehlt einen weitreichenden Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dieser müsse digitaler und effizienter werden und seinen Auftrag besser erfüllen, heißt es in dem am Donnerstag in Berlin übergebenen Bericht des Gremiums. Es empfahl die Einführung von schlanken Leitungsstrukturen und eine stärkere Regionalisierung. Die Vorschläge stießen auf ein geteiltes Echo.

Die Gewerkschaft ver.di bewertete die vorgeschlagene Schaffung einer zentralen ARD-Anstalt kritisch. Christoph Schmitz vom ver.di-Bundesvorstand erklärte, diese würde „neue publizistische Hindernisse aufbauen, denn regionale Stärke und bundesweite Kompetenzen der ARD-Sender würden auseinandergerissen“.

Die Arbeitsgemeinschaft ARD sollte nach den Empfehlungen des Zukunftsrats durch eine ARD-Anstalt ersetzt werden, die alle überregionalen Aufgaben wie Mediatheken, Audiotheken, „Das Erste“, Verwaltung und Technologie verantwortet. ARD, ZDF und Deutschlandradio müssten den Empfehlungen zufolge gemäß ihrer erbrachten Leistung finanziert werden.

Nach dem Prinzip „Zentrales zentral, Regionales regional“ schlägt der Zukunftsrat eine Aufgabenteilung vor, die die ARD als Ganzes schneller und agiler machen soll. Zudem ermögliche der Abbau von Mehrfachstrukturen in Verwaltung und Technologie, dass mehr Mittel frei würden für ein gutes Angebot, einschließlich künstlerischer Freiräume und Experimente.

Für ARD, ZDF und Deutschlandradio sollte den Empfehlungen zufolge je ein Medienrat dafür sorgen, dass der Auftrag erfüllt wird. Jeweils ein kleinerer Verwaltungsrat sollte die oberste strategische Verantwortung tragen und die Kontrolle über die Geschäftsleitung haben. Der Zukunftsrat empfiehlt kollegiale Geschäftsleitungen anstelle des bisherigen Intendantenmodells für ARD, ZDF und Deutschlandradio.

Die Vorsitzende des Zukunftsrats und frühere Vorstandsvorsitzende von Gruner+Jahr, Julia Jäkel, sagte, der Öffentlich-Rechtliche befinde sich derzeit in einer Abwärtsspirale, die die Kreativität lähme: „So etwas macht ein System auf Dauer kaputt.“ Der Publizist Roger de Weck betonte, durch Reformen würde Freiraum für Kreativität geschaffen: „Ziel ist, dass man das, was man am liebsten tut, stärker tun kann.“

Die Redaktionsvertretungen von ARD, ZDF und Deutschlandradio begrüßten das klare Bekenntnis des Zukunftsrats zu einem starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Forderung nach einer kollegialen Führung. „Wir brauchen starke Redaktionsstatute und mehr Rechte und Mitsprache für die Redaktionsvertretungen in den Sendern“, erklärte ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse.

Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk wies auf offene Fragen zu Werbung und Beteiligungsfirmen hin. Ohne die Einbeziehung der privaten Seite sei keine Veränderung hin zu mehr gesellschaftlicher Vielfalt möglich.

Der Zukunftsrat war im vergangenen März von der Rundfunkkommission der Bundesländer eingesetzt worden. Ziel war es, Perspektiven für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dessen Nutzung und Akzeptanz über das laufende Jahrzehnt hinaus zu entwickeln.