Mit 43 Prozent liegt sie mit großem Vorsprung auf Platz eins: Die Dusche gilt bei den Deutschen als Sommererfrischung Nummer eins – weit vor dem Ventilator (8 Prozent) oder Eis (nur 7 Prozent). Das geht aus einer auf der Plattform Statista veröffentlichten Umfrage hervor.
Doch was tun Menschen, die nicht ohne weiteres über eine Duschgelegenheit verfügen? Etwa 20 Personen warten an einem der wärmeren Sommertage im Schatten der Kolonnaden des Petersplatzes. Hinten rechts, wo die meisten Touristen gar nicht hinsehen, gibt es einen Waschraum für Männer und einen für Frauen. Die Kirche bietet ihnen an Tagen, an denen die gefühlte Temperatur in Rom weit über 30 Grad liegt, einen Rückzugsort.
Aus gesundheitlicher Sicht nützlich
Die Kirche als Ort der körperlichen – und auch seelischen – Abkühlung, von Hitze und Stress: Das sei eine sehr gute Idee, bestätigt Uwe Ulbrich, Professor für Meteorologie und Leiter der AG Klimadiagnostik und meteorologische Extremereignisse an der Freien Universität Berlin. “Sicher sind die meisten Kirchen geeignet, als Räume mit kühleren Temperaturen einen Beitrag zum Hitzeschutz zu leisten. Ich könnte mir vorstellen, dass auch schon ein zeitweiser Aufenthalt in kühleren Räumen aus gesundheitlicher Sicht nützlich ist.”
Auch die Bundesregierung hat das Thema Hitze auf die Agenda gesetzt. Schon dieses Jahr, sagt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), wolle sein Ministerium den Hitzeschutzplan der Bundesregierung umsetzen. Von Warn-Apps ist unter anderem die Rede – von Kirchen bislang nicht. Die Ankündigung am Rande von ersten Gesprächen mit einem Expertengremium am vergangenen Montag ist wohl ein erster Tropfen auf den heißen Stein der Hitzeproblematik, die sich auch in Deutschland in den vergangenen Jahren massiv verstärkt hat.
Im vergangenen Sommer starben hierzulande laut Schätzungen 4.500 Menschen infolge der Hitze. Ein UN-Bericht aus dem vergangenen Herbst zeigt, dass extreme Temperaturen weltweit neben drastischer Lebensmittelknappheit und der Ausbreitung von Krankheiten auch immer öfter einen hitzebedingten Tod verursachen. Allerdings wird Hitze hierzulande auf dem Totenschein normalerweise nicht als Todesursache ausgewiesen – die Zahlen ergeben sich also aus statistischen Schätzungen.
Wenn Hitze tödlich wird
Die Gefahr betrifft nicht nur alte Menschen: “Spätestens nach drei Tagen betrifft sie uns alle”, sagte der Umweltmeteorologe Andreas Matzarakis unlängst bei Spiegel Online. Die hitzebedingte Sterblichkeit steigt ihm zufolge ab einer gefühlten Temperatur von 32 Grad an.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa sieht Handlungsbedarf. “In den Altenhilfeeinrichtungen und Krankenhäusern der Caritas spüren wir seit Jahren, wie sehr uns die steigenden Temperaturen mit immer neuen Hitzerekorden herausfordern. Die Zahl der Hitzetoten ist bedrückend gestiegen, die zum Teil sehr alten Immobilien der sozialen Einrichtungen sind auf diese Temperaturen nicht ausgerichtet”, sagt sie.