Deutschland hat weniger Bürger als gedacht: Der Zensus 2022 korrigiert die Einwohnerzahl um 1,4 Millionen nach unten. Die neuen Zahlen sind Grundlage für (Finanz-)Entscheidungen in Bund, Ländern und Kommunen.
In Deutschland leben laut der Bevölkerungsstatistik “Zensus 2022” rund 82,7 Millionen Menschen. Das sind 1,4 Millionen Einwohner weniger als zuletzt von den Statistikern angenommen, wie die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, am Dienstag in Berlin mitteilte. Dennoch ist die Bevölkerung in Deutschland seit der vorausgegangenen Volkszählung 2011 um rund 2,5 Millionen Einwohner gewachsen.
Hauptgrund für das geringere Wachstum der Bevölkerung ist, dass der Zensus die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländern um fast eine Million nach unten korrigiert: Statt wie bislang aufgrund älterer Zahlen hochgerechnet bei 11,9 Millionen liegt die Ausländerzahl laut Zensus 2022 bei 10,9 Millionen. Laut Brand zählen alle Menschen zur Bevölkerung, die ihren regelmäßigen Aufenthaltsort in Deutschland haben. Die Experten verwiesen darauf, dass die Migrationsbewegungen statistisch schwerer genau zu erfassen seien.
Als mögliche Ursachen für die geringere Zahl von Ausländern in Deutschland nannte der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Statistik, Thomas Gößl, beispielsweise den Umzug in Heimatländer und eine generell hohe Mobilität bei Fluchtbewegungen. Der Stichtag der neuen Zensus-Daten ist der 15. Mai 2022 und liegt damit kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine, der eine große Flüchtlingsbewegung auslöste.
Die Statistik zählt 71,8 Millionen Bürger mit deutscher Staatsangehörigkeit und 10,9 Millionen Ausländer. 18,14 Millionen Menschen in Deutschland haben eine Migrationsgeschichte. Laut Zensus 2022 leben in Deutschland deutlich mehr Frauen (42,05 Millionen) als Männer (40,72 Millionen). 43,1 Millionen Wohnungen stehen den Menschen zur Verfügung – mit durchschnittlich 94,4 Quadratmetern. Die Kaltmiete liegt bei 7,28 Euro pro Quadratmeter; wobei die Menschen in Sachsen-Anhalt mit 5,38 Euro am günstigsten wohnen und in Hamburg mit 9,16 Euro am teuersten.
Die Statistikamt-Präsidentin bezeichnete den Zensus als eine “Inventur für Deutschland” mit seinen mehr als 10.000 Gemeinden. Auch Gebäude und Wohnungen, Miethöhen oder Leerstände wurden erfasst. “Die genauen Daten des Zensus sind wichtige Grundlagen für Entscheidungen von Bund, Ländern, Städten und Kommunen – beispielsweise wenn es darum geht, wie viele Straßen und Radwege oder wie viele Kita- und Schulplätze wir brauchen”, sagte Brand.
Die Altersverteilung zeigt auf, dass Deutschland altert: 14,55 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren stehen 24,42 Millionen Einwohner über 60 Jahren gegenüber. Auch zur Zahl der Haushalte gibt der Zensus einen Überblick. Demnach gab es 17,4 Millionen Single-Haushalte, 10,1 Millionen Haushalte mit Paaren ohne Kinder und 8,57 Haushalte von Paaren mit Kindern. Die Zahl der Alleinerziehenden-Haushalte liegt laut Statistik bei knapp 3 Millionen.