Millionen Menschen beziehen nur eine geringe Rente. Reicht das Geld also nicht zum Leben? Diese Frage bleibt ein Zankapfel. Denn nicht allein die Rentenhöhe entscheidet, sondern auch die persönlichen Lebensumstände.
Knapp ein Viertel der Rentnerinnen und Rentner lebt hierzulande von weniger als 1.500 Euro im Monat: Das geht aus einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes hervor, die der “Bild am Sonntag” vorliegt. Dieser Wert liegt nah an der statistischen Armutsgrenze, die in Deutschland laut EU und OECD bei 1.378 Euro netto im Monat liegt. In Auftrag gegeben hatte die Untersuchung das Bündnis Sahra Wagenknecht.
Der Auswertung zufolge lebten im vergangenen Jahr 1,35 Millionen Rentnerinnen und Rentner (7,4 Prozent) von weniger als 1.100 Euro Nettoäquivalenzeinkommen. Dabei werden Haushaltseinkommen mit einer bestimmten Formel miteinander vergleichbar gemacht. 2022 waren es noch 1,79 Millionen oder zehn Prozent, also 440.000 mehr. Zum Vergleich: 4,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner (24,4 Prozent) lebten 2024 von 1.500 bis 2.000 Euro netto im Monat; über die Hälfte (51,8 Prozent beziehungsweise 9,5 Millionen) von mehr als 2.000 Euro netto im Monat.
Wagenknecht bezeichnete es als “Armutszeugnis für unser Land”, dass jeder Vierte im Alter unterhalb der Armutsgrenze leben müsse. Der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen erklärte hingegen, alte Menschen seien in Deutschland “tatsächlich diejenigen mit dem höchsten Vermögen im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen. Niedrig verdienende, alleinstehende Personen und Kinder haben in Deutschland ein wesentlich höheres Armutsrisiko und auch einen deutlich geringeren Lebensstandard als Alte.”
Dies zeigen nach Worten des Rentenexperten einerseits Untersuchungen. Andererseits hänge es mit den durchschnittlich hohen Zinseinnahmen und dem häufigen Immobilienbesitz von Seniorinnen und Senioren zusammen: “Jemand, der im Alter in einem Eigenheim wohnt, hat natürlich einen viel höheren Lebensstandard als jemand, der hohe Mieten zahlt oder ein Drittel seines Einkommens für die Zinsen seiner Hypothek aufwenden muss.”