Zahlreiche Betroffene des Anschlags von Magdeburg haben offenbar psychosoziale Beratung erhalten. Für Diskussionen sorgt indes ihr möglicher Anspruch auf Entschädigungszahlungen.
Rund 200 Betroffene des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt haben sich bislang beim psychosozialen Beratungstelefon der Opferbeauftragten gemeldet. Dies berichtet die “Welt am Sonntag”. Der Beauftragte der Bundesregierung für die Anliegen von Betroffenen von terroristischen und extremistischen Anschlägen im Inland, Roland Weber, sprach von einer hohen Quote.
400 Verletzte und Angehörige hatten drei Tage nach dem Anschlag ein Schreiben der Opferbeauftragten des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt erhalten, wie es hieß. Darin war die Hilfe-Hotline mitgeteilt worden.
Derweil würden Entschädigungsleistungen niedriger ausfallen als bei Terroranschlägen, da die Tat von Magdeburg juristisch nicht als Terrorakt eingestuft wird, erklärte Weber. Für die Betroffenen gelte daher das Soziale Entschädigungsrecht. Zudem gebe es Soforthilfe in Traumaambulanzen sowie Unterstützung durch Fallmanager. Auch könnten sich Ansprüche ergeben, wenn die Haftpflichtversicherung greife: Der Täter von Magdeburg hatte einen Mietwagen benutzt.
Der rechtspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Günter Krings (CDU), forderte eine Gleichstellung von Opfern. Man müsse die gesetzlichen Grundlagen “schnellstmöglich anpassen”, sagte er der Zeitung. Es sei nicht nachvollziehbar, “wenn die Opfer von Magdeburg weniger staatliche Hilfe zu erwarten haben, weil es sich um die Tat eines möglicherweise psychisch Kranken und nicht um eine im strengen Sinne terroristische beziehungsweise extremistische Tat” handele. Das Leid der Opfer sei dasselbe, egal welche Motivation der Täter habe.
In Terrorfällen gilt die Richtlinie zur Zahlung von Härteleistungen für Opfer terroristischer und extremistischer Taten aus dem Bundeshaushalt – mit höheren Leistungen.
Am 20. Dezember war ein 50-Jähriger mit einem Auto in die Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren. Fünf Menschen starben, darunter ein Kleinkind, eine weitere Frau erlag unlängst ihren Verletzungen. Etwa 200 Personen wurden teils schwerst verletzt.