Jahrelang war Wirtschaftsexperte Leonhard Dobusch Teil der ZDF-Aufsichtsgremien. Nun wechselt er zum österreichischen Rundfunk – und hinterlässt dem Mainzer Sender eine Warnung.
ZDF-Verwaltungsratsmitglied Leonhard Dobusch hält Angriffe von Rechtsaußen für die größte Herausforderung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beklagte er, dass die etablierten Parteien sich durch “Fundamentalkritik” der AfD vor sich hertreiben ließen: “Man geht quasi schon zur Hälfte auf die AfD zu, statt klare Kante gegen diese rechtsextreme Kritik zu zeigen.”
Die Mehrheit der Bevölkerung teile diese Kritik nicht, meint Dobusch: “Alle wissenschaftlichen Studien belegen, dass das Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien immer noch höher ist als das in alle privaten Angebote.” In einer Zeit, in der vertrauenswürdige Medienquellen weniger würden, müsse man die Öffentlich-Rechtlichen “faschismusfest” machen, fordert er. Appeasement habe gegen Faschismus noch nie funktioniert.
Die Netzwerklogik dominanter Plattformen verringert nach Einschätzung Dobuschs die Sichtbarkeit vertrauenswürdiger Quellen: “Das macht mir Angst.” Weil Rechte mit faktenwidrigen Behauptungen in öffentlich-rechtlichen und anderen etablierten Medien einen schweren Stand hätten, gebe es nun wegen jahrelanger Investitionen eigene entsprechende Medienangebote. “Dieses Investment zahlt sich jetzt aus. Solche Angebote haben inzwischen hohe Reichweiten”, warnt Dobusch. Das Ganze treffe dann auf Plattformmechanismen, die einen polarisierenden, emotionalisierten Diskurs beförderten.
Dobusch ist seit 2022 Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat. Davor saß er sechs Jahre lang im Rundfunkrat des Senders. Zum Monatsende wechselt er in den Stiftungsrat des österreichischen Rundfunks ORF. In den Aufsichtsgremien des ZDF hatte er sich vor allem für Digitalprojekte eingesetzt, um die Öffentlich-Rechtlichen “fit für die Zukunft” zu machen.