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Viel Klischee: ZDF-Komödie über werdende Väter

Vater und Sohn werden zeitgleich (erneut) Vater. Und verstricken sich in einen Kampf zwischen herkömmlichen und modernen Vaterschafts- und Männlichkeitsbildern. Eine eher maue Culture-clash-Komödie.

"Überväter": Luca (Anselm Bresgott) und Mathi (Fritz Karl) versuchen beide gleichzeitig durch eine überlebensgroße Vulva zu klettern und blockieren sich gegenseitig
"Überväter": Luca (Anselm Bresgott) und Mathi (Fritz Karl) versuchen beide gleichzeitig durch eine überlebensgroße Vulva zu klettern und blockieren sich gegenseitigZDF/Martin Valentin Menke

Die Auftragslage ist schlecht: Darüber klagen Schauspielgewerkschaften, Produzenten und Drehbuchverbände. Nach den “goldenen Jahren” – bedingt durch den Aufschwung von Streamingportalen und tatsächlich erst wenige Jahre her – sind in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft derzeit Sparen und knappe Kassen angesagt.

Was das mit der Komödie “Überväter” zu tun hat, die das ZDF am 19. September von 20.15 bis 21.45 Uhr ausstrahlt? Es ist die mutmaßlich dem reinen Überlebenstrieb geschuldete Mitwirkung einiger namhafter, toller Darsteller an einem Film, dessen Drehbuch sie vor einigen Jahren wohl nach drei Seiten Lesen aussortiert hätten – damals konnte man sich das noch leisten.

Anders kann man es sich nicht erklären, dass Fritz Karl, Anselm Bresgott, Denis Moschitto oder Cristina do Rego hier zugesagt haben. Dass der Film über weite Strecken nicht funktioniert, liegt aber nicht nur am halbgaren Werk der Autoren Florian Vey und Dominik Moser, sondern auch an der eher ratlosen Regie von Janosch Chavez-Kreft, die vor allem in den ersten beiden Filmdritteln kaum einen zündenden Gag produziert.

Erzählt wird die Story von Matti und Luca, Vater und Sohn

Doch von Anfang an: Erzählt wird die Story von Matti und Luca, Vater und Sohn. Die beiden Männer hatten nie ein gutes Verhältnis, zu unterschiedlich sind ihre Charaktere und Lebenseinstellungen. Matti (Fritz Karl) ist der Typ Macher, ein erfolgreicher Unternehmer, der seinen Sohn mit Härte zu erziehen suchte und ausreichend Geld nach Hause brachte. Luca (Anselm Bresgott) hingegen bastelt an seiner dritten Ausbildung und ist dementsprechend knapp bei Kasse. Sensibel ist der junge Mann, doch eher ungeeignet in praktischen, als typisch “männlich” geltenden Angelegenheiten.

Nach einer Prügelei in der Schwitzhütte werden Mathi (Fritz Karl, l.) und Luca (Anselm Bresgott, r.) aus dem Männercamp geschmissen. Im Hintergrund: Karsten (Helge Lodder)
Nach einer Prügelei in der Schwitzhütte werden Mathi (Fritz Karl, l.) und Luca (Anselm Bresgott, r.) aus dem Männercamp geschmissen. Im Hintergrund: Karsten (Helge Lodder)ZDF/Martin Valentin Menke

Der Zufall will es, dass beide kurz vor der Geburt ihres Nachwuchses stehen: Matti mit seiner zweiten, deutlich jüngeren Frau Jule (Cristina do Rego), Luca mit Steffi (Cynthia Micas). Luca ist von Ängsten zerfressen, der Vaterrolle nicht gerecht zu werden, und meldet sich zu einer Art Väter-Bootcamp im Wald an. Dahin verschlägt es auch Matti, aber nur, um einen anwesenden Geschäftspartner von sich zu überzeugen. Es kommt, wie es kommen muss: Die Konflikte zwischen Vater und Sohn, zwischen alten und neuen Bildern von Vaterschaft und Männlichkeit eskalieren. Klamauk und Klischee jagen einander um die Wette.

Trockenhumorig, klamaukig oder satirisch überzogen?

So besteht das Personal des Boot-Camp aus einer Reihe reißbretthafter Pappkameraden; das Programm besteht aus “Frei-Schreien”, Holzhacken und Schwitzhütte. “Antiquierte Methoden”, die Matti immer wieder zum Vorwurf gemacht werden, nutzt der Film mit seinen Abziehbildern und platten Gegensätzen leider selbst.

Parallel zu den Geschehnissen im Wald freunden sich Mattis und Lucas Lebensgefährtinnen an, gehen zu Wellness-Angeboten und machen sich schließlich auf die Suche nach ihren vermissten Männern. Auch diese Passagen zünden nicht; an do Rego und Micas liegt das kaum: Die Gründe sind vielmehr mangelnde Nuancen sowie eine unklare Erzählhaltung, die sich nicht entscheiden kann, ob sie trockenhumorig, klamaukig oder satirisch überzogen sein will. Wenig hilfreich sind zudem unergiebige Regie- und Kameraeinfälle wie die vielen sinnbefreiten Splitscreens oder die Einteilung des Films in Kapitel.

“Überväter” gewinnt im letzten Drittel

Umso bedauerlicher, als in “Überväter” punktuell auch originelle Momente aufblitzen: etwa wenn Luca völlig entgeistert ist, weil sein Vater eine Nachricht seiner Lebensgefährtin “nicht ganz durchgelesen” hat. Wenn Luca einen Freudentanz um sein erstes selbst angefachtes Feuer aufführt. Oder auch die zartschöne Story, wie sich Steffi und Luca kennenlernten: vielsagende Momente, die eine Wahrheit jenseits platter Stereotype erzählen.

Ohnehin gewinnt “Überväter” in seinem letzten Drittel, nachdem sich Matti und Luca mit einem fulminanten Beilhieb aus dem Väter-Seminar verabschiedet haben: Der Film wird mit dem Irren von Vater und Sohn durch die Wildnis selbst irrer, wilder, anarchischer – was ihm unbedingt gut tut. Schade bloß, dass man hier nicht von Anfang an eine solch angenehm überzogene Erzählhaltung pflegte.

“Überväter”: Am 19. September um 20.15 Uhr im ZDF