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ZDF-Komödie über eine Patchwork-Familie – Zeitgemäße Unterhaltung

Die Kinder finden es toll, dass der Papa und seine neue Freundin nebenan einziehen. Das Leben ihrer Mutter Miriam aber wird dadurch ziemlich auf den Kopf gestellt: pointierte Komödie auf der Höhe aktueller Debatten.

“Das nervt so hart, das Rumgefahre!”, meckert altersgerecht Emma, die elfjährige Tochter von Miriam und Markus. Seitdem die Eltern sich getrennt haben, leben die Kinder im wochenweisen Wechsel beim Vater und der Mutter, die mit den Kindern im einstigen gemeinsamen Heim wohnen geblieben ist. Weshalb Markus (Oliver Wnuk) zugreift, als das Nachbarhaus zum Verkauf steht.

Obwohl sie sich mit ihrem Ex gut versteht, ist Miriam (Stefanie Stappenbeck) davon nicht unbedingt begeistert – erst recht nicht, als sie erfährt, dass auch Markus’ neue Freundin Galina (Natalia Belitski) mit einzieht. Emma und ihr Bruder Elias hingegen finden die internetaffine, lockere Galina toll, genauso wie der Rest der Nachbarschaft. Was Miriams Ängste befeuert, nicht nur einen Ex-Mann zu haben, sondern bald auch noch “eine Ex-Mutter” zu sein.

Das mag zunächst nach einer etwas konstruierten (welches getrennte Paar kann sich schon zwei Häuser leisten?) und eher vorhersehbaren Ausgangssituation für eine TV-Komödie klingen. Für Comedy-Koryphäe und Drehbuchautor Ralf Husmann aber bildet dies die Startrampe für ein perfekt zündendes Gag-Feuerwerk auf der Höhe des gesellschaftlichen Diskurses. “Die Bachmanns”, den das ZDF am 28. April von 20.15 bis 21.45 Uhr ausstrahlt, funktioniert vor allem deshalb so gut, weil die bis zur Kenntlichkeit überzeichneten Figuren und Motive dem Leben abgelauscht sind, und zwar mit spürbarer Zuneigung zur menschlichen Spezies.

Zu den Protagonisten zählen neben den fünf Mitgliedern der sich neu sortierenden Patchwork-Familie zuvorderst deren teils äußerst schrullige alte neue Nachbarn, aber auch Miriams Arbeitskollegen. Die sind allesamt überzeugend gezeichnet wie gespielt; besonders hervorzuheben aber sind die hervorragenden Kinderdarsteller Medea Leinen und Jonte Blankenberg. Toll auch, wie es im geschmeidigen Zusammenspiel von Buch, Regie und Darstellern gelingt, etwa einer ziemlich nah am Klischee angelegten Figur wie dem dumpfbackigen Reaktionär Hape (“Ich bin für Frauen und so weiter immer gewesen!”) Leben einzuhauchen.

Diese recht lebendige und zugleich leicht irre Nachbarschaft, inmitten derer sich die Bachmanns ein neues Miteinander aufzubauen versuchen, stellt gewissermaßen ein kleines Abbild Deutschlands im Jahre 2025 dar. Ein Kaleidoskop sehr zeitgemäßer Befindlichkeiten und Konfliktlinien: Mann gegen Frau, analog gegen technologieoffen, Bio-Köche gegen Alufolien-Benutzer, Alteingesessene gegen Zugezogene, progressiv gegen konservativ.

Herrlich, mit wie wenigen Strichen und pointierten Dialogen es dem von Miriam Bliese ausgesprochen souverän inszenierten Film gelingt, diese kleine Welt zu zeichnen. Vor besagter Folie nun spielen sich die Streitereien zwischen Markus, Miriam und Galina über den richtigen Umgang mit Smartphones, gesellschaftlichen Schönheitsidealen und Geschlechtszuschreibungen ab. Denn es gibt Ärger mit der Schule – Elias hat auf dem Schulhof ein sexistisches Video nachgespielt.

Ein effektiver Kniff des auch musikalisch toll kuratierten Films besteht zudem darin, Galinas “alte Heimat”, die offensichtlich nicht Deutschland ist, nie näher zu benennen – spielt deren genaue Verortung eben auch einfach keine Rolle. So gerät einzig die allzu großzügige Verwendung von Miriams und Markus’ aus dem Off gesprochenen Merksprüchen zu einem kleinen Manko – irgendwann hat man genug von Weisheiten à la “Familie ist wie ‘ne Tätowierung” oder “Liebe ist wie Alkohol”. Doch bleibt dies eine kleine Beeinträchtigung angesichts eines Films, der sich nicht nur amüsant-leichtfüßig auf der Höhe aktueller Debatten bewegt – sondern es gelegentlich sogar schafft, einen zum Weinen und Lachen gleichzeitig zu bringen.