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ZDF-Dokumentation über verbotene Orte und ihre Mysterien

Jede Zeit und Gemeinschaft hat ihre eigenen Tabu-Bereiche. Eine ZDF-Dokumention stellt solche verbotenen Orte vor und beleuchtet deren Geschichten und Geheimnisse.

Laut Duden ist ein Tabu ein “ungeschriebenes Gesetz, das aufgrund bestimmter Anschauungen innerhalb einer Gesellschaft verbietet, bestimmte Dinge zu tun”. Tabuzonen schützen in aller Welt auch die Heimstatt von Göttern, Geistern oder Ahnen und Schätzen. Der Dokumentarfilm “Tabu – Betreten verboten” aus der ZDF-Wissensreihe “Terra X” beleuchtet am 29. Dezember um 19.30 Uhr drei solcher verbotenen Orte und ihre Geheimnisse.

Der Film von Regisseur Carsten Gutschmidt und Autorin Simone Schillinger beginnt mit dem Uluru, einer der bedeutendsten Touristenattraktionen Australiens. Der imposante Berg gilt als Heiligtum der Aboriginals und steht für die indigene Bevölkerung des fünften Kontinents unter besonderem Schutz. Der Uluru gilt für sie als Wohnort der Ahnen, die in den vielfältigen Formen des Berges und der umliegenden Landschaft ihren Seelenabdruck hinterlassen haben.

Seit Oktober 2019 gilt dort ein Besteigungsverbot. Die Filmcrew trifft Aktivistin Talia Liddle, die indigener Abstammung ist und für die Rechte der Indigenen kämpft. Auch Tour-Guide Sammy Wilson, dessen Vorfahren schon dort gelebt haben, kommt zu Wort: “Über den Uluru kann man viele Geschichten erzählen. Einige sind nur für Frauen, andere allein für Männer. Und wiederum andere Geschichten darf man gar nicht erzählen, sie gehören nur den Menschen, die hier leben. Jede Geschichte ist wie eine Tür – man braucht den richtigen Schlüssel, um sie zu öffnen.”

Einer der gefährlichsten Tabu-Orte der Welt ist die kleine brasilianische Insel Queimada Grande. Nach einer Legende soll sich hier ein von Piraten versteckter sagenhafter Inka-Schatz befinden, der bis heute nicht entdeckt wurde. Was man auf jeden Fall auf dem nur anderthalb Kilometer langen und 500 Meter breiten Eiland findet, ist dagegen die extrem giftige Insel-Lanzenotter, eine Schlangenart aus der Familie der Vipern, die nur hier lebt. Tausende sollen es mal gewesen sein – heute ist die Schlangenart vom Aussterben bedroht.

Das Filmteam ist dabei, wenn sich Bryan Fry von der Universität Queensland zum dritten Mal auf das Eiland wagt – Beiname “Tödlichste Insel der Welt”. Obwohl das Betreten seit 1985 streng verboten ist, erhält der Biologe eine Ausnahmegenehmigung. Fry erforscht das Gift der Schlangen, auch für eine mögliche Verwendung in der Arzneimittel-Entwicklung. Der Experte schätzt den Rückgang von 5.000 bis 6.000 Tieren bei seinem ersten Besuch auf nun geschätzt 1.800 Schlangen als “sehr dramatisch” ein: Aufgrund des Klimawandels legten dort nur noch zwei Arten von Zugvögeln, von denen sich die Schlangen ernähren, einen Zwischenstopp ein.

Die dritte Station der Doku ist die Antarktis, wie man den Kontinent Antarktika und das ihn umgebende Südpolarmeer nennt. Die fast 14 Millionen Quadratkilometer große Fläche – zu 98 Prozent mit einem Eisschild bedeckt – hat großen Einfluss auf das Weltklima und die Meeres-Ökosysteme, wie Meereisphysikerin Stefanie Arndt sagt. Eine militärische und industrielle Nutzung des Gebiets ist laut Antarktisvertrag von 1959 tabu, betont im Film Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Das Filmteam begleitet Arndt bei der Erforschung des fast menschenleeren Kontinents und lotet mögliche Konsequenzen für zu erwartende Veränderungen aus, beispielsweise durch gestiegenes Forschungsinteresse konkurrierender Nationen.

Modern aufbereitet und mit aussagekräftigem Bildmaterial bietet die 42-Minuten-Doku einen interessanten Einblick in verbotene Orte, erzählt deren Geschichten und lüftet einige Geheimnisse. Für ein Tabu kann es demnach unterschiedliche Gründe geben: Manche Orte gelten als heilig wie der Uluru, andere sind wie die Schlangeninsel gefährlich, und wieder andere müssen wie die Antarktis vor dem Menschen geschützt werden.

Im Film stehen die Menschen im Vordergrund, deren Schicksal mit solchen Angst- oder Sehnsuchtsorten verknüpft ist. “Es gibt Orte auf unserem Planeten, die dem menschlichen Zugriff entzogen und besonders geschützt werden müssen”, erklärt Regisseur Gutschmidt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sein Film möchte dafür Verständnis aufbringen und dafür werben – “in einer Zeit, wo touristisch prinzipiell alles möglich ist und wir Verbote oft als Beschneidung unserer persönlichen Freiheit empfinden”.