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Zahl der Todesopfer nach Erdbeben in Myanmar steigt weiter

Bei dem schweren Erdbeben am Freitag kamen bisher in Myanmar mehr als 1.600 Menschen ums Leben. In Myanmars zweitgrößter Stadt Mandalay stürzten viele Häuser und buddhistische Tempel ein. Auch aus Deutschland kommt Hilfe.

In Myanmar ist die Zahl der Toten nach dem schweren Erdbeben auf mehr als 1.600 gestiegen. Die staatlichen Medien meldeten am Sonntag außerdem über 3.400 Verletzte. Laut Experten dürfte die Zahl der Opfer noch erheblich steigen. Erschwert werden die Rettungsmaßnahmen durch den Bürgerkrieg zwischen der herrschenden Militärjunta und gegnerischen Milizen. Unterdessen lief die internationale Hilfe für das südostasiatische Land an. Auch in der thailändischen Hauptstadt Bangkok, die von dem Beben am Freitag deutlich schwächer getroffen wurde, stieg die Zahl der Opfer.

Das Beben mit einer Stärke von 7,7 auf der Richterskala hatte am Freitag besonders die myanmarische Millionenstadt Mandalay nahe dem Epizentrum getroffen. Schwere Zerstörungen werden auch aus der Hauptstadt Naypyidaw und der Region Sagaing gemeldet. Die Erdstöße brachten Häuser und Brücken zum Einsturz und rissen Straßen auf.

Laut myanmarischen Exilmedien mangelt es in Mandalay an Personal und schwerem Gerät bei der Suche nach Überlebenden. Es fehle auch an medizinischen Fachkräften zur Versorgung der vielen Verletzten. Das Beben war neben Myanmar und Thailand auch in China und Vietnam spürbar und richtete dort teils Schäden an.

Die demokratische Untergrundregierung Myanmars erklärte in den betroffenen Bürgerkriegsregionen einen einseitigen Waffenstillstand. Alle offensiven Militäroperationen würden für zwei Wochen ausgesetzt, hieß es in einer am Sonntag auf der Plattform X veröffentlichten Erklärung der “Nationalen Einheitsregierung” (NUG).

Tom Andrews, UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar, forderte die Junta auf X auf, ebenfalls einen sofortigen Waffenstillstand auszurufen. “Die Wehrpflicht sollte ausgesetzt werden, Hilfskräfte sollten keine Verhaftungen befürchten müssen und Hilfe sollte nicht behindert werden, sondern ankommen, wo sie am dringendsten benötigt wird”, sagte Andrews. “Jede Minute zählt.” Allerdings fliegt die Luftwaffe der Junta in Teilen Myanmars weiter Angriffe auf Stellungen des Widerstands wie auch auf zivile Ziele.

Etwa 60 Prozent des Territoriums von Myanmar liegen außerhalb der Kontrolle des Militärregimes. Experten und Widerstandsgruppen rufen die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die Junta auszuüben, die vom Widerstand gehaltenen Regionen nicht von der internationalen humanitären Hilfe auszuschließen.

Russland, China, Indien, die USA, südostasiatische Länder und die Europäische Union sagten unterdessen ihre Unterstützung zu. Die EU stellte zunächst 2,5 Millionen Euro Soforthilfe bereit.

Der deutsche Maltester Hilfsdienst entsandte Experten nach Myanmar, um die Lage und den Bedarf zu erkunden. Zerstörte Straßen und Brücken machten ein Vorwärtskommen in den Katastrophengebieten aber schwierig. Der Landeskoordinator von Malteser International in Myanmar berichtete von Szenen unvorstellbarer Verwüstung. Zeltstädte entstünden ohne Wasser oder sanitäre Einrichtungen. “Neben der Angst vor Nachbeben machen wir uns große Sorgen über die Ausbreitung von Infektionskrankheiten unter den Überlebenden.”

Die katholische Hilfsorganisation Misereor teilte mit, man stehe in engem Austausch mit Partnerorganisationen vor Ort, um Nothilfe zu leisten. “Die Partner prüfen aktuell, was Betroffene am dringendsten benötigen und starten in Kürze mit der Versorgung mit wichtigen Hilfsgütern, wie Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Notunterkünften, Hygieneartikeln und Medikamenten für mindestens 850 Haushalte.”

Die Johanniter Unfall Hilfe kündigte am Sonntag den Einsatz zweier mobiler Kliniken in Mandalay an. Dort sei das einzig noch funktionierende Krankenhaus völlig überlastet, die Wasserversorgung der Stadt zusammengebrochen und die Stromversorgung angeschlagen.

Das Erdbeben erschütterte auch die thailändische Hauptstadt Bangkok. Dort stieg die Zahl der Toten auf 17. Es seien 32 Menschen verletzt worden, 83 Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden der thailändischen Millionenstadt mit.