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Wolfsgruß: Menschenrechtler fordern Klartext gegenüber Erdogan

Menschenrechtler haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, vor dem Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zum EM-Spiel am Sonnabend in Berlin klarzustellen, dass nationalistische Gesten wie der sogenannte Wolfsgruß nicht tolerierbar seien. „Erdogan muss alle Botschaften, Gesten und Äußerungen unterlassen, die Menschen unterschiedlicher Ethnien, Religionsgemeinschaften und Kulturen beleidigen und provozieren“, sagte der Nahost-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Kamal Sido, am Freitag in Göttingen. Sollte Erdogan sich dazu nicht bereiterklären, müsse ihn die Bundesregierung offiziell ausladen.

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral hatte beim Achtelfinalspiel der Europameisterschaft zwischen der Türkei und Österreich am Dienstagabend in Leipzig den Wolfsgruß gezeigt. Die zu einem Wolfskopf geformte Hand, bei der Zeige- und kleiner Finger die Ohren, die restlichen das Maul formen, ist das Erkennungszeichen der vom Verfassungsschutz beobachteten, rechtsextremistischen türkischen „Ülkücü“-Bewegung, auch bezeichnet als Graue Wölfe.

Nach Angaben der GfbV bedienen sich türkische Politiker und auch Erdogan gelegentlich dieser Geste, um nationalistische Teile der Bevölkerung für ihre Politik zu mobilisieren. Das Zeigen des Wolfsgrußes wäre ein Affront, der das friedliche Zusammenleben in Deutschland gefährde, betonte Sido. „Viele Aleviten sowie deutsche Staatsbürger mit türkischen oder kurdischen Wurzeln können sich erst in Deutschland frei fühlen und ihre Religion und Tradition ohne Angst leben.“ Gleiches gelte für Assyrer und Aramäer sowie Armenier.