Artikel teilen:

Repair-Cafés: Wo kaputte Dinge wieder funktionieren

Föhn, Staubsauger oder Spielkonsole sind kaputt? Dann ab ins Repair-Café! Seit Dezember fördert das Bundesumweltministerium solche Einrichtungen unter dem Motto „Reparieren statt Wegwerfen“.

Ehrenamtlicher Mitarbeiter Jörg von Styp des Repair-Cafes in Aying bei München
Ehrenamtlicher Mitarbeiter Jörg von Styp des Repair-Cafes in Aying bei Münchenepd-bild/Rudolf Stumberger

Das Bürgerhaus in Aying nahe München liegt direkt neben dem Rathaus, und im ersten Stock ist an diesem Sonntagnachmittag einiges los. Leute kommen und gehen. Im hinteren Teil des Saales gibt es Kaffee und Kuchen, während vorne an mehreren Tischen elektrische Geräte in ihre Einzelteile zerfallen. An der Eingangstür sitzt Thomas Wiedemann (62). Der Organisator des Repair-Cafés nimmt all die Dinge an, die mindestens vorerst ihren Geist aufgegeben haben.

Wiedemann versieht sie mit einem Laufzettel und legt sie hinter sich auf einen Tisch. Zettel Nr. 15: „Toaster bleibt nicht unten.“ Zettel Nr. 8: „Staubsauger, Schalter defekt.“ Zettel Nr. 11: „Küchenmaschine klappt nicht zu.“ Gerät und Zettel werden dann von den Tüftlern des Repair-Cafés zur „Diagnose“ gebracht.

Repair-Cafés: „Reparieren statt Wegwerfen“

Das Bundesumweltministerium fördert seit Dezember 2024 diese Initiativen unter dem Motto „Reparieren statt Wegwerfen“. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen vermehrt ihre kaputten Produkte reparieren lassen können, anstatt sie „vorzeitig zu entsorgen und neu zu kaufen“. Und die ehrenamtlichen Bastlervereine können mit den Geldern leichter neue Werkzeuge oder sonstige Ausstattung anschaffen. Die geschäftsführende Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne): „Repair-Cafés und Selbsthilfe-Werkstätten sind eine wichtige Stütze für das Recht auf Reparatur. Und sie sind Orte der Bürgerbeteiligung, in denen Umweltschutz aktiv gelebt wird.“

Jörg von Styp (59) ist Elektroingenieur und schraubt an einem alten Fernseher herum. Das Gerät hat einen integrierten DVD-Player, der jedoch klemmt. Dafür wird dann die Platine sehr heiß. Die Sache ist kompliziert: „Ich bin ein bisschen ratlos“, sagt von Styp und legt die Stirn in Falten.

Er ist einer von zwölf Ehrenamtlern, die seit gut zwei Jahren das Repair-Café am Laufen halten. Die einen reparieren, die andern kochen Kaffee und backen Kuchen für die Kunden. Sie müssen geduldig warten, bis ihre Geräte repariert sind – oder auch nicht. Zwischen 20 und 30 Leute kommen zu dem Termin, der alle drei Monate stattfindet.

Bundesweit rund 1.200 Reparatur-Einrichtungen

In Bayern gibt es an die 250 Repair-Cafés. Sie fördern das ökologische Anliegen, Müll zu vermeiden sowie Umwelt und Ressourcen zu schonen. Bundesweit gibt es laut Verbraucherzentrale rund 1.200 Reparatur-Einrichtungen. Zum ersten Mal kamen sie 2009 in den Niederlanden auf.

Das Förderprogramm des Ministeriums dauert bis 2026 und stellt bis zu 3.000 Euro für Einrichtungen zur Verfügung, die als gemeinnützige Vereine organisiert sind. In Zukunft sollen auch Anbieter gefördert werden, die nicht als Verein konstituiert sind. Insgesamt stehen drei Millionen Euro bereit.

Repair-Cafés sind eine wichtige Stütze für das Recht auf Reparatur
Repair-Cafés sind eine wichtige Stütze für das Recht auf ReparaturImago / epd

Es gibt aber auch andere Arten der Förderung. So unterstützt etwa der Berliner Senat die Reparatur von Elektrogeräten wie Waschmaschinen oder Staubsauger. Instandsetzungen aller haushaltsüblichen Geräte werden mit bis zu 200 Euro gefördert, die Reparaturen können sowohl in gewerblichen als auch nicht gewerblichen Betrieben wie Repair-Cafés vorgenommen werden. 2024 wurden in Berlin 7.500 Zuschussanträge gestellt.

Repair-Cafés: Nicht alles lässt sich reparieren

Staubsauger, Kaffeemaschinen, Spielekonsolen, Radios, Plattenspieler – die Bandbreite der defekten Geräte ist groß in Aying. Neben einem Nähservice für Kleiderreparaturen gibt es auch die Möglichkeit, sein Fahrrad überprüfen zu lassen. Vor dem Bürgerhaus hat ein Radmechaniker sein Werkzeug ausgebreitet und inspiziert Bremsen und Gangschaltungen.

Eine ältere Dame steht bei Thomas Wiedemann und hat mehrere Handys dabei. „Welches ist kaputt?“, fragt er. Eigentlich keins, aber die SIM-Karten gehören gewechselt. Und wie ist das mit der Haftung für die reparierten Sachen? „Wir machen das nicht gewerblich, sondern als Nachbarschaftshilfe“, erklärt Wiedemann, da sei die Haftung ausgeschlossen. Elektroingenieur von Styp hat derweil den Defekt im DVD-Player gefunden. Ein Kunststoffzahnrad war gebrochen und hat so den DVD-Schlitten blockiert. Aber: Wegen fehlender Ersatzteile war hier nichts mehr zu machen. „Wir können nicht alles reparieren, aber zumindest in den meisten Fällen feststellen, wo der Fehler liegt“, sagt Organisator Wiedemann.