Vier Menschen aus verschiedenen Religionen erzählen von ihren religiösen Erfahrungen und lassen an ihren innersten Gedanken und Gefühlen teilhaben. Die spannende Doku war auch “Kino-Tipp der katholischen Filmkritik”.
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Vier Menschen erzählen von ihren religiösen Erfahrungen und lassen an ihren innersten Gedanken und Gefühlen teilhaben. Für die Karmeliter-Nonne Veronika Elisabeth Schmitt ist Gott ein Mysterium, das sie wachsen und reifen lässt. Für den Sufi-Mönch Süleyman Wolf Bahn ist er “La ilaha illa Allah”, der Einzige, neben dem es keinen anderen gibt.
Der in Jerusalem lebende Psychotherapeut Gabriel Strenger nennt das Wort Gottes “die Luft, die ich atme, meine Freude, mein Glück, mein Zuhause”. Nur die Zen-Meisterin Doris Zölls passt zunächst nicht ganz ins Bild, wenn sie über den Sinn des Lebens spricht, der darin bestehe, “das, was gerade ist, lieben zu können”.
Mit großer Ruhe und Konzentration begegnet der Film von Sandra Gold der Buddhistin, dem tanzenden Sufi-Scheich, der katholischen Nonne und dem frommen Juden und versucht zu verstehen, was sie bewegt und warum sie ein religiöses Leben gewählt haben. Dabei geht es primär um den Kern ihres jeweiligen Selbst- und Weltverständnisses und nicht um Religionen oder deren Folgen für das Zusammenleben.
Der sehenswerte Film war bei seiner Kino-Premiere 2022 auch “Kino-Tipp der katholischen Filmkritik”.
Die Frage “Wo ist Gott?” beschäftigt heute nur noch wenige Menschen. Wer sich nicht gerade mit theologischen Themen auseinandersetzt, empfindet sie vielleicht sogar als kindlich. Auch für die vier Protagonisten in dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Sandra Gold von 2022 spielt die Frage keine Rolle. Denn sie haben auf ihre Weise ein intensives Verhältnis zu “Gott”, auch wenn sie darüber höchst unterschiedlich sprechen.
Für die Karmeliter-Nonne Veronika Elisabeth Schmitt ist Gott ein Mysterium, das sie wachsen und reifen lässt. Für den Sufi-Mönch Süleyman Wolf Bahn ist er “La ilaha illa Allah”, der einzige, außer dem es keinen anderen gibt. Der in Jerusalem lebende Psychotherapeut Gabriel Strenger nennt das Wort Gottes “die Luft, die ich atme, meine Freude, mein Glück, mein Zuhause”. Nur die Zen-Meistern Doris Zölls passt zunächst nicht ganz ins Bild, wenn sie über den Sinn des Lebens spricht, der darin bestehe, “das, was gerade ist, lieben zu können”.
Um die vier Menschen und ihre religiösen Erfahrungen kreist der stille, unaufdringliche Film mit bemerkenswerter Ruhe und Konzentration. Alle vier sind sprachmächtig, intellektuell reflektiert, teilweise in ihren Gemeinschaften in leitender Funktion tätig. Doch das sind Informationen, die man sich im Internet beschaffen muss, da sie das Grundanliegen des Films verwässern würden. Es geht der Regisseurin um eine Begegnung, die etwas über Daseinsweisen in Erfahrung bringen will, die man gemeinhin als “religiös” bezeichnen würde.
Dieses Konzept greift schon bei der katholischen Ikonenmalerin aus dem Dachauer Karmel, die ins Nachdenken kommt, wenn sie den Firnis auf ein Jesus-Bild pinselt und sich fast beiläufig an eine Meditationserfahrung erinnert, die sie so sehr veränderte, dass sie schließlich im Kloster landete.
Inmitten der kargen Klostermauern nimmt sich das nochmal anders aus als in der Meditationshalle des Benediktushofs in Holzminden, in dem Doris Zölls als strenge Zen-Lehrerin amtiert. Auch für sie stand eine “tiefe Einheitserfahrung” am Anfang, ein Moment, in dem ihr aufging, dass es zwischen ihrem “minderwertigen Ich” und ihrem “starken Ich” keinen Zwiespalt gibt, sondern “ich alles in einem bin”. Von Zölls hagerer Gestalt geht Klarheit und Disziplin aus, die wohl den wie im Karmel streng getakteten Mediationszeiten entspringt.
Für Süleyman Wolf Bahn, der bei den Mevlana-Derwischen den Rang eines Scheichs innehat und andere auf dem Weg des Sufismus begleitet, ist die Rede von Allah so selbstverständlich wie die unentwegten Anrufungen Adonais in den Gebeten und Segensprüchen des frommen Juden Strenger. Bahn ist ein sanfter Mann mit fränkischem Akzent, der für den mythischen Sema-Tanz wie geschaffen erscheint.
Er ist der ruhigste der vier Protagonisten, ein in sich ruhender, selbstgenügsamer Mensch, der Allah in allem findet: “Alles was ich wahrnehme, das ist Gott” – und darauf so ehrlich wie glaubwürdig antwortet: “Ich liebe alle Menschen!”.
Gabriel Strenger hingegen sticht als offenherziger Charmeur und beschwingter Plauderer aus den wortkargen Protagonisten heraus, weil er über seine tiefste Überzeugung, dass alles von Gott ist, nicht schweigen will. Er ist allerdings kein naiv-trunkener Frömmler, sondern ein intellektuell gebildeter Akademiker, weshalb auch die Schoah anklingt und die Frage, wo Gott damals war. Das Ringen mit dem Theodizee-Thema hielt Strenger wohl lange in Atmen und mündete schließlich in der Antwort, dass Gott mitleide, woraus bei ihm die Überzeugung entstand, “den inneren Sumpf” umzuarbeiten und Traumata mit Liebe zu begegnen.