Lübeck. Ein Mensch soll pro Tag zwei bis drei Liter Wasser trinken. Das entspricht vier bis sechs kleinen oder zwei bis drei großen Plastikflaschen, die anschließend im Müll landen. „Plastik sparen“, lautet deshalb die Devise, die Pastor Rolf Martin, Ökumenebeauftragter im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, jetzt mit dem Projekt „Refill“, englisch für „Nachfüllen“, umsetzen will.
Das Logo „Refill“ kennzeichnet Stationen wie Geschäfte, öffentliche Gebäude, Kirchengemeinden oder auch Friedhöfe, an denen man seine Trinkflasche kostenlos mit Trinkwasser auffüllen kann. So wird aus vier bis sechs Plastikflaschen eine, die immer wieder nachgefüllt wird, und bestenfalls keine, wenn man eine eigene Trinkflasche dabei hat. „Das Projekt ,Refill‘ hat eine Hamburgerin aus Großbritannien mitgebracht“, erklärt Pastor Rolf Martin.
Stark kontrolliert
Auch die Stadt Lübeck ist seit Mai mit bisher zehn Stationen dabei. „Das Einsparpotenzial an Verpackung und weiten Transportwegen ist enorm“, sagt Andrea Witt, Klimaschutzmanagerin der Stadt Lübeck. Hinzu käme, dass das Leitungswasser in Deutschland das am stärksten kontrollierte Lebensmittel sei und häufig mehr Mineralstoffe und weniger ungesunde Rückstände beinhalte als seine Konkurrenz aus der Flasche.
Nach dem Vorbild der Kommune wollen die drei Kirchenkreise Lübeck-Lauenburg, Dithmarschen und Rantzau-Münsterdorf nun auch ein Teil des „Refill“-Systems werden. Die Pastoren werben in diesem Jahr Gemeinden ihres Kirchenkreises für das Projekt an. „Unsere Kirchtürme sind gut sichtbar – es wäre doch super, wenn man da überall Wasser bekommen könnte“, findet Rolf Martin. Außerdem gibt es eine Website, in der alle Stationen verzeichnet sind, die Trinkwasser umsonst zur Verfügung stellen. Das Logo im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg zeigt einen großen Tropfen.
Wasser für Kitas
„Travemünde, Schlutup, Kücknitz und Café Lydia in Ratzeburg sind jetzt ,Refill‘-Standorte“, so Pastor Martin. Er ist mit dem Rad in die Orte gefahren, um die Plakette zu übergeben und die Idee bekannt zu machen. Und er ist noch nicht am Ende. Im Herbst radelt er von Ratzeburg nach Wentorf zum Ökumenefest, denn auch Wentorf wird „Refill“-Standort.
„Für die Zukunft planen wir außerdem, in Kindertagesstätten einen Spender zu installieren, der auf Knopfdruck Wasser abgibt.“ Das erlaube hygienisches Trinken ohne Plastik und beuge der Wasserverschwendung vor. Hier, so Martin, solle es Zuschüsse für die Kirchengemeinden geben, die eine solche Anlage installieren.
„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst“, laute die aktuelle Jahreslosung der EKD. „Die Kirche transportiert mit Wasser andere Inhalte als nur Plastik“, betont Martin. „Es ist die vornehmste Aufgabe der Weltgemeinschaft, dafür zu sorgen, dass niemand durstet.“ Wasser sei ein Globalisierungssymbol, denn der Wasserhaushalt der Erde gehe alle an. Alle Menschen müssten gemeinsam daran arbeiten, das Wasser zu schützen. Und: „Wenn Kirche den Durstigen Wasser umsonst gibt, erfüllt sie damit die Jahreslosung.“