Bei wolkenlosen knapp dreißig Grad schneidet ein metallisches Kreischen durch die Luft, während sich eine Trennscheibe durch den Asphalt des Wolfenbütteler Trashparks frisst. Staub weht auf die teils bunt besprühten Betonhindernisse des rund 1.000 Quadratmeter großen Skateparks, den freiwillige Helferinnen und Helfer seit Jahren immer wieder umgestalten und erweitern. Die sogenannten Bademeister haben in den vergangenen Einsätzen schon ein Pool-Areal, eine China-Bank, Minirampen und diverse Ledges und Curbs gebaut, sagt Tim Wilkens, der das Projekt für die Stadtjugendpflege Wolfenbüttel betreut. „Alles vom TÜV abgenommen.“
Die englischen und teils fantasievollen Namen für die Hindernisse hängen mit dem Ursprung des Skateboardings in den USA zusammen. Kalifornische Surfer suchten in den 1950er Jahren eine Alternative zum Wellenreiten und legten mit ihren „Streetsurfer“ genannten Rollbrettern vor über 70 Jahren den Grundstein für einen Funsport. Bis heute fasziniert dieser Massen – unter anderem auch in Wolfenbüttel.
„In diesem Jahr bauen wir eine Rooftop-Ramp und ein Manual-Pad mit Kicker“, sagt Wilkens – also ein Hindernis in Form eines Hausdachs und eine erhöhte Fläche mit einer Sprungschanze am Ende. Dafür werde zunächst der Asphalt aufgebrochen, dann Schalung aus Holzplatten zurechtgesägt und schließlich Beton gegossen.
Rund 6.000 Euro stehen für die aktuelle Auflage des Projekts den etwa zehn Helfenden aus städtischen Mitteln zur Verfügung. „Das werden wir vermutlich nicht ausschöpfen. Wir hoffen, im nächsten Jahr etwas mehr Geld für ein größeres Hindernis zu bekommen“, sagt Wilkens. Bevor er seinen Job bei der Stadtjugendpflege antrat, war er in der ersten „Jugeninitiativgruppe Trashpark“ aktiv. Die habe ein Mitglied gehabt, „der gerne rote Badeshorts, weißes Unterhemd und Goldkette trug und eine gewisse ‘Bademeister’-Attitüde an den Tag legte“, erläutert Wilkens. „Die Gruppe bekam dann den Spitznamen ‘Trashpark Bademeister’ und das hat sich bis heute nicht geändert.“
Alle Rampen auf dem Areal seien „schon ein bisschen Punk und typisches Skatepart-Do-it-Yourself“, sagt Wilkens. So sei etwa im Pool-Areal auch ein Teil des den Park umgebenden Stahlzauns mit einbetoniert worden. „Der Prüfer meinte am Ende nur, die Statik der Rampen sei damit astrein“, sagt Wilkens. „Er hat gelobt, dass wir praktisch eine Stahlschicht zusätzlich zur Stabilisierung verbaut haben.“ Ein bisschen Chaos gehöre zum Skaten einfach dazu. So auch in diesem Jahr, als ein geplantes Hindernis kurzfristig verworfen werden musste. „Das Grünflächenamt hatte Sorge, dass wir es zu nah an einen Baum bauen und der dann abstirbt.“
Dass es bei der Abnahme der Rampen trotz solcher Spontan-Aktionen so gut wie keine Probleme gibt, ist vor allem das Verdienst von Bademeister Joshua Dings. Der gelernte Heizungsbauer hat schon professionell mit seiner Firma „Betonnotruf“ und bei „Yamato – Living Ramps“ Skaterampen sowie -parks gestaltet und übernimmt gerne immer wieder die ehrenamtliche Bauaufsicht. „Dann glauben uns die Prüfer auch, dass wir wissen, was wir tun und dass wir solide arbeiten“, sagt Dings. „Allein, wenn ich bei der Stadt und im Werk vorgebe, welche spezielle Betonmischung wir haben wollen, werden die hellhörig.“ Den Vorteil hätten die Fahrer hinterher. „Glatte Rampen sind eben auch eine Erfahrungssache.“
Insofern werde der Name „Trashpark“ – also „Müll-Park“ – dem heutigen Zustand des Geländes auch nicht mehr gerecht, sind sich die Bademeister einig. Aber auch er sei ein Relikt aus alten Zeiten. Mit dem Weggang eines Skatevereins nach Braunschweig sei der Wolfenbütteler Platz sich selbst überlassen worden. „Die dort stehenden Holzrampen vergammelten nach und nach“, sagt Wilkens. „Mit unserem damaligen Taschengeld haben wir versucht, sie so gut es geht in Schuss zu halten und zu pflegen. So kam der Spitzname in der regionalen Skate-Szene zustande.“