Mit Blick auf Menschen mit Behinderungen hat sich der scheidende Theologische Vorstand der Diakonischen Stiftung Wittekindshof besorgt über einen zunehmenden Rechtspopulismus geäußert. „Es ist zu befürchten, dass man wieder anfängt, zu diskriminieren und zu unterscheiden“, sagte Dierk Starnitzke in Bad Oeynhausen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass Menschen mit Beeinträchtigungen ihre vollen Menschenrechte ausüben können, sei eine grundlegende Bestimmung der deutschen Verfassung. Der 63-jährige Theologe, der seit mehr als 18 Jahren an der Spitze der Stiftung stand, wird am Sonntag in einem Gottesdienst aus seinem Dienst verabschiedet.
Der Wittekindshof sei konsequent auf das Thema Inklusion ausgerichtet, erläuterte Starnitzke. Wer im Wittekindshof mitarbeite, sei dem entsprechenden Leitbild der Stiftung verpflichtet. „Wir haben die klare Erwartung, die auch bei Bedarf arbeitsrechtlich eingefordert wird, dass die ganze Stiftung mit ihrer Mitarbeiterschaft so handelt“, erklärte Starnitzke.
Nach im Jahr 2019 öffentlich gewordenen Vorwürfen der Freiheitsberaubung habe die Stiftung mit umfangreichen strukturellen Veränderungen reagiert, unterstrich Starnitzke. „Wir haben diese Angebote in einem großen Tempo geöffnet und personell und konzeptionell weiterentwickelt.“ Krisen und freiheitsentziehende Maßnahmen hätten massiv abgenommen. Bei dem inzwischen aufgelösten Geschäftsbereich sei es um Menschen „mit einem sehr hohen Unterstützungsbedarf, besonders mit Bezug auf ein aggressives Verhalten“ gegangen.
Die allermeisten Ermittlungen gegen Beschuldigte seien eingestellt worden, erklärte Starnitzke. Laut Staatsanwaltschaft soll es um 165 Beschuldigte gegangen sein, darunter 145 Mitarbeitende. Zu den Neuerungen gehörte ein runder Tisch, bei dem die an der Betreuung beteiligten Institutionen sich bei Bedarf miteinander abstimmen würden.
Zu den Schwerpunkten seiner Amtszeit gehört nach Starnitzkes Worten die kontinuierliche Öffnung der Sonderbereiche. Rund 700 Menschen aus damals sogenannten stationären Wohnformen lebten inzwischen in ambulanten Wohnformen. Insgesamt habe es in den vergangenen Jahren bei der Inklusion „eine enorme Entwicklung“ gegeben. Es sei juristisch, menschenrechtlich, auch politisch und vor allem fachlich „unglaublich viel passiert“. Es gebe jedoch auch weiterhin noch viel zu tun.