Es gibt sie noch – die Förderschulen. Alle reden über Inklusion, darüber sollte man nicht vergessen, dass eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen bisher immer noch an Förderschulen gefördert werden. Expertenmeinungen nach werden sie auch in Zukunft für einige Schülerinnen und Schüler für einen kürzeren oder längeren Zeitraum notwendig sein.
Auch in der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW), in deren Umfeld durch Kirchenkreise oder diakonische Einrichtungen eine Reihe von Förderschulen betrieben werden, hat deren Betreuung nach wie vor einen hohen Stellenwert.
Seit fast zehn Jahren haben Angelika Ludwig (Pädagogisches Institut der EKvW) und Markus Mischendahl (Abteilung Schulpastoral, Bistum Münster), beide hauptverantwortlich für die Religiösen Schulwochen in Westfalen, verstärkt staatliche und kirchliche Förderschulen in den Blick genommen. Das was als Experiment begann, ist mittlerweile fester Bestandteil der Religiösen Schulwochenarbeit, so dass jährlich zwei bis vier Religiöse Schulwochen an Förderschulen stattfinden. Begleitet wird die Arbeit dabei von Andreas Nicht (Diplompädagoge und Förderschullehrer, Dozent für Lehrerfortbildung, dessen eigentliche Arbeitsaufgabe ist die LehrerInnenfortbildung im Pädagogischen Institut der EKvW), der einmal im Jahr zu einer Religiösen Schulwoche mitfährt und in diesem Rahmen auch die anderen Mitarbeitenden fortbildet.
„Religiöse Tage oder Religiöse Schulwochen an Förderschulen, das ist für mich wie nach Hause kommen. Es ist für mich immer faszinierend wie schnell es gelingt, Kontakte zu den Schülerinnen und Schülern herzustellen. Es ist so, als wäre man schon immer da gewesen. Schon nach kurzer Zeit besteht ein intensiver Austausch über persönliche Fragen.“ (Andreas Nicht).
Das inhaltliche Angebot unterscheidet sich nicht von anderen religiösen Tagen oder Schulwochen, wohl aber die Methoden. Sie sind noch mehr auf Handlungsorientierung und Erfahrungsorientierung ausgerichtet. Theaterpädagogische Elemente wie Jeux Dramatiques, Erlebnispädagogik, Verklanglichen biblischer Geschichten, Dichten eines Raps, nachdenkliche Selbstportraits, gemeinsame Kunstprojekte – innerhalb der Tage entsteht ein buntes Kaleidoskop von Ergebniselementen, die am letzten Tag in einem Abschlussgottesdienst zusammengeführt werden.
Welche Möglichkeiten habe ich, selbstbestimmt zu leben? Was habe ich noch mit meinem Leben vor? Wie gestalte ich mein Leben mit einer Behinderung? Wie kommt Krieg in die Welt? Wie können wir in einer Gruppe gut zusammenleben? Was gehört zu einer gelingenden Freundschaft? Kann der Glaube an Gott mir Halt geben? Was hat mein Leben mit meinem Glauben zu tun?
Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt und werden mit kreativen Methoden bearbeitet. Je nach Förderschwerpunkt der einzelnen Förderschulen – Geistige Entwicklung, Körperlich motorische Entwicklung, Lernen, Emotional soziale Entwicklung, Sehen, Hören – sind die Fragen der Schülerinnen und Schüler und ihre Lernbedürfnisse unterschiedlich. Hospitationen, gegenseitiges Kennenlernen, die Information der Lehrkräfte und die Begleitung durch Schulassistenten führen dazu, dass das Team des Dienstes an Schulen sich auf die Situation einstellen kann. „Die religiösen Tage und die Andacht haben unsere Schule positiv beeinflusst.“ „Unsere Schülerinnen und Schüler waren begeistert.“ „Wir haben unsere Schülerinnen und Schüler völlig anders erlebt als im normalen Unterricht.“ Dies sind nur einige Äußerungen von teilnehmenden Schulen. Alles in allem: Religiöse Tage und Schulwochen an Förderschulen sind so bunt wie die Schulen selbst, das Leben und die Religion.
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Wie können wir gut zusammenleben?
Religiöse Schulwochen und Religiöse Tage sind ein Renner: Die Nachfrage übersteigt deutlich die Erwartungen. Auch an den Förderschulen werden diese Veranstaltungen angeboten – und sie laufen gut. Einblicke in ein Erfolgsmodell