Hannover/Oldenburg. Joe Möbius fasst sich kurz. "Ich wähle, weil ich kann", heißt der Slogan, mit dem der 17-Jährige begründet, warum er bei den Kirchenvorstandswahlen an diesem Sonntag seine Stimme abgeben will. Die Basecap lässig mit dem Schirm nach hinten aufgesetzt, prangt sein Bild auf einem Flyer der evangelischen Jugend im Kirchenkreis Burgdorf bei Hannover. Der Schüler gehört zu den Jugendlichen, die auf der Broschüre für die Wahl werben. Für Möbius selbst ist die Teilnahme eine Premiere. Mit ihrem Flyer haben die Burgdorfer aber auch diejenigen im Blick, die noch jünger sind als sie selbst.
Erstmals dürfen bei den Kirchenwahlen in fast allen niedersächsischen Gemeinden auch schon 14-jährige Kirchenmitglieder wählen. Die oldenburgische, die braunschweigische und die hannoversche Landeskirche haben das Wahlalter von zuvor 16 Jahren um zwei Jahre herabgesetzt. In der reformierten Kirche erwerben die Jugendlichen mit der Konfirmation auch das Wahlrecht. Insgesamt sind landesweit rund drei Millionen Gemeindemitglieder zur Wahl aufgerufen. Davon sind mehr als 47.000 jünger als 16 Jahre. Mit einer gemeinsamen Kampagne werben die Kirchen unter anderem über das Internet für die Wahl.
Reinfeiern in den Wahltag
Nicht nur in Burgdorf haben aber auch Jugendliche selbst den Stein ins Rollen gebracht. In Winsen an der Luhe etwa erklären sie in einen Animations-Film, was ein Kirchenvorstand ist und warum es lohnen könnte, sich dafür zu interessieren. In der oldenburgischen Kirche haben Jugendliche unter dem Motto "Dein erstes Mal" eine Postkartenaktion initiiert, wie Kirchensprecher Dirk-Michael Grötzsch berichtet. 11.000 Karten seien mittlerweile gedruckt worden. "Wer sich darauf die Teilnahme an der Wahl bestätigen lässt und per WhatsApp ein Foto davon an die Pressestelle der Kirche schickt, kann Kinogutscheine gewinnen."
Die hannoversche Landeskirche ruft ebenfalls zum Wettbewerb auf. Sie spendiert laut Sprecher Benjamin Simon-Hinkelmann 20 Kilo Eis für diejenige Gemeinde, die unter den 14- und 15-Jährigen die höchste Wahlbeteiligung erreicht. Vor Ort trommeln einige mit Aktionen rund um die Wahllokale. Im Kirchenkreis Nienburg etwa wollen Kirchenbands aufspielen. Mit Wahlcafés locken andere. Oder sie feiern wie die Katharinen-Gemeinde zu Steina in Bad Sachsa gleich in den Wahltag hinein.