Ein Mann attackiert in einem Park eine Kindergartengruppe. Es gibt Tote und Verletzte. Aschaffenburg steht unter Schock, die Kirchen bieten Gespräche direkt am Tatort an.
Nach dem Messerangriff mit zwei Toten und mehreren Schwerverletzten in Aschaffenburg hat die Stadt mit den Kirchen für Sonntag eine Gedenkfeier für die Opfer anberaumt. “Die Trauer in unserer Stadt ist groß, die Anteilnahme überwältigend”, teilte die Stadt am Freitag mit. Bei der Feier in der Stiftskirche solle zugleich “ein Zeichen des Respekts und Zusammenhalts” gesetzt werden.
Zu den geladenen Gästen gehören unter anderen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Das bestätigte der katholische Aschaffenburger Pfarrer Robert Stolzenberger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Feier wird auf eine Leinwand auf dem Stiftsplatz übertragen und auf über den Youtube-Kanal der Stadt gestreamt.
Die Veranstaltung werde einen kirchlichen und einen politischen Teil haben, erläuterte Stolzenberger weiter. Der evangelische bayerische Landesbischof Christian Kopp und der katholische Würzburger Bischof Franz Jung würden einen “klassischen ökumenischen Wortgottesdienst” leiten.
Seit Donnerstagmittag sind nach den Worten des Pfarrers Seelsorgerinnen und Seelsorger in Tatortnähe tagsüber präsent. Im Park Schöntal sei dazu ein kleiner Pavillon mit zwei Stehtischen aufgebaut worden. Menschen kämen vorbei und suchten bei einem Tee das Gespräch.
Stolzenberger erläuterte, manche hätten die Sorge, “dass die Situation politisch missbraucht wird und dass Fremdenfeindlichkeit wächst”. Es gebe aber auch Leute, die sagten, dass jetzt etwas geschehen müsse und nicht nur Sonntagsreden gehalten werden dürften. Nach Auskunft des Pfarrers wird der Seelsorge-Pavillon bis Samstagnachmittag besetzt sein, bei Bedarf auch länger.
Am Donnerstagabend hatten mehrere Organisationen der Aschaffenburger Zivilgesellschaft zu einer Schweige-Versammlung im Park aufgerufen. Der Pfarrer sagte, es hätten sich rund 3.000 Menschen dazu eingefunden.
Stolzenberger räumte ein, er gehe regelmäßig durch den Park, jetzt mit einem “beklemmenden Gefühl”. Zugleich befinde er sich in einem Zwiespalt. “Wir empfinden es als dramatisch, weil es sich vor unserer Haustür ereignet hat. Aber tagtäglich gibt es schreckliche Tragödien.” Ein Gesprächspartner habe ihn dieser Tage daran erinnert, “dass alle zwei Sekunden irgendwo auf der Welt ein Kind an Hunger oder Krieg stirbt”.
Der gebürtige Aschaffenburger sagte, derzeit stehe seine Stadt unter Schock. Er glaube und hoffe aber auch, dass dieses Gefühl wieder vergehe und in vielleicht drei Wochen “wir nicht mehr hinter jedem Busch einen Attentäter oder Mörder vermuten”.