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Widerstand aus christlichem Glauben

Der Widerstandskämpfer Helmuth James Graf von Moltke ist vor 80 Jahren nach dem Todesurteil von Roland Freisler hingerichtet worden. Ein Grab gibt es von ihm, der als einer der wichtigsten Köpfe des Widerstands gegen den Nationalsozialismus gilt, nicht. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche verstreut.

Am Donnerstag (23. Januar), dem 80. Jahrestag seiner Hinrichtung, ist auf dem historischen Friedhof in Hamburg-Wandsbek eine Stele eingeweiht worden, die an Moltke erinnern soll. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel, Vorsitzender der SPD in Wandsbek, bekräftigte vor den etwa 80 Gästen, dass die Stele unterstreiche, dass „Wandsbek einen Beitrag zur Erinnerungskultur“ leiste.

Die Moltke-Stele ist Teil des Wandsbeker Weges der Erinnerung an Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus, den die dortige Bezirksversammlung angestoßen hat. Deren Vorsitzender Philip Buse (CDU) erinnerte daran, dass der Jurist Moltke den für Anwälte eigentlich verbindlichen Eintritt in die NSDAP verweigert habe. Buse beschrieb Moltke als Mann, der noch kurz vor seiner Verhaftung andere vor ihrer Festnahme gewarnt und darauf verzichtet habe, sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Lange Zeit sei die 1972 hier verlegte Gedenkplatte für Moltke in Wandsbek der einzige Ort des Gedenkens an den Widerstandskämpfer gewesen. Die heutige Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung an Moltkes Geburtsort Kreisau/Krzyżowa (Polen) wurde erst Ende der 1980er Jahre etabliert.

Seine jetzt eingeweihte Stele befindet sich in unmittelbarer Nähe des Grabes seines Großvaters Friedrich Philipp Victor von Moltke, der preußischer Offizier und dänischer General war. In unmittelbarer Nähe ist auch der Dichter und Journalist Matthias Claudius (1740 -1815) begraben.

Richard Hölck, Pastor der benachbarten, evangelischen Christus-Kirche betonte – wie auch die anderen Redner, es dürfe nicht vergessen werden: „Vergeben vielleicht, aber nicht vergessen“. Seine Konfirmanden hätten sich, als sie die Stele besuchten, eindeutig dazu bekannt, auch heute widerständig sein zu müssen.

Die Stelen des Weges der Erinnerung an verschiedenen Orten des Bezirks widmeten sich beispielhaft einzelnen Verfolgten oder Kämpferinnen und Kämpfern des Widerstands im Nationalsozialismus mit Bezug zum Bezirk Wandsbek, teilt das dortige Bezirksamt mit. Die Bezirksversammlung hat zu den Stelen einen Reader mit den entsprechenden Informationen herausgegeben.

In dritter Auflage ist außerdem der Band „Widerstand in Wandsbek 1933-1945“ erschienen, der ebenfalls von der Bezirksversammlung verantwortet wird und erheblich erweitert worden ist. Der Hamburger Bezirk Wandsbek existiert seit 1949, Wandsbek selbst gehört seit 1937 zu Hamburg.