„Schatz“ ist nach wie vor der beliebteste Kosename bei uns, wenn es um einen besonders wichtigen Menschen geht. Der Partner, die Partnerin, das Kind: „Du bist ein Schatz!“
Auch für den Umgang der Kirche mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dieser Ausdruck der Wertschätzung wichtig: „Du bist ein Schatz!“, „Danke für allen Einsatz, für Zeit, Kraft, Geld, Liebe, Geduld …“, „Was würde die Kirche nur ohne dich machen.“
Es ist dabei nicht erheblich, ob es um hauptamtliche oder ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht. Schätze sind sie. Schätze für die Kirche. Unendlich wertvoll. Gerade das Miteinander von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dabei in der Kirche etwas Besonderes. Es ist nicht immer konfliktfrei, aber wertvoll.
Körper mit vielen Gliedern Leitbild für die Gemeinde
Darum ist es berechtigt, den Sprachgebrauch „Hauptamtliche“ zu hinterfragen. Er kommt aus dem Beamtenrecht und meint eigentlich keine Person, sondern die Haupttätigkeit im Gegensatz zum Nebenamt und Ehrenamt, das der Beamte auch noch ausführt. Ein Pfarrer könnte dann sagen: „Im Hauptamt bin ich Pfarrer und im Ehrenamt sitze ich noch dem Initiativkreis Flüchtlinge vor.“
Wir gebrauchen den Begriff „Hauptamtlich“ in der Kirche oft als Gegenüber des Hauptamtlichen zu den Ehrenamtlichen – als auf die Personen bezogen. Da klingt dann in „hauptamtlich“ mit: Hier ist von Amts wegen das Haupt. Das Amt des Hauptes, der Kopf, das Bestimmende.
Das allerdings lässt sich biblisch nicht belegen. An mehreren Stellen wird als Leitbild für die Gemeinde dort der Körper mit vielen Gliedern ins Gespräch gebracht. Am bekanntesten ist das 12. Kapitel des 1. Korintherbriefes. Dort werden viele Glieder des Leibes aufgezählt, aber das Haupt, der Kopf kommt nicht vor. Im Epheserbrief allerdings – in Kapitel 4 wird das Haupt genannt – ist aber schon belegt: „Lasst uns wachsen zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.“ Es gibt ein Hauptamt in der Kirche, und das hat unser Herr Christus inne. Und an ihm hängend sind wir Glieder. Unterschiedlich. Auch unterschiedlich begabt. Aber unter dem Haupt gleichrangig, gleich wichtig.
So schafft man Synergieeffekte. Synergie, das Wort stammt aus dem Griechischen, heißt: Mitarbeit. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief (Kapitel 3, Vers 9): Wir sind Gottes Mitarbeiter – griechisch:synergoi. Da werden welche bezahlt und welche nicht bezahlt, aber sie arbeiten gemeinsam an Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. An der Gemeinde.
Mitarbeiter/Mitarbeiterin: Bei uns zeigt dieser Begriff in der Regel eine Hierarchie. Von „meinen Mitarbeitern“ spricht man, wenn man sie als Untergebene ansieht, denen Aufträge erteilt werden können. Auf der gleichen Ebene sprechen wir eher von Kolleginnen und Kollegen. Biblisch sind wir Mitarbeiter Gottes – unabhängig von der Bezahlung oder von haupt- beziehungsweise ehrenamtlich. Und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wertvolle Schätze der Gemeinde.
Wie wichtig die Ehrenamtlichen dabei sind, machen die Ergebnisse aus empirischen Untersuchungen (siehe Info-Kasten) der letzten Jahre deutlich. Vier exemplarische Schlüsse können aus den Ergebnissen gezogen werden:
• Ehrenamtliche Tätigkeit nimmt zu. In fast allen Bereichen, aber ganz besonders in der Kirche. Und in der evangelischen Kirche noch mehr als in der katholischen Kirche.
• Wer ehrenamtlich in der Kirche tätig ist, hat meist gleich mehrere Aufgaben und ist oftmals auch noch außerhalb der Kirche ehrenamtlich engagiert.
• Wenn man die geleistete ehrenamtliche Tätigkeit in der Evangelischen Kirche in Deutschland auf bezahlte Tätigkeit hochrechnen würde, dann entspräche sie weit über 100 000 Vollzeitstellen.
• Die Karikatur von Thomas Plassmann (siehe Abbildung) macht den Wert der ehrenamtlichen Arbeit für die Kirche deutlich.
Dieses entwertet allerdings die hauptamtliche Arbeit nicht. Im Gegenteil. Einer der großen Pluspunkte für ehrenamtliche Mitarbeit in der Kirche ist, dass es überall hauptamtliche Ansprechpartner gibt. Viele Ehrenamtliche ersetzen keine Hauptamtlichen, sondern benötigen sie vielmehr.
„Du bist ein Schatz!“ ist auch das Motto des großen Mitarbeitertages proViele. Er findet am Samstag, 27. Februar, von 10.30 bis 17 Uhr in der Stadthalle Ahlen statt. Den Hauptvortrag hält der promovierte evangelische Theologe Michael Herbst, Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald. Seine Überschrift: „‚… wer lebt, muss auf Wechsel gefasst sein‘ (Johann Wolfgang von Goethe) – Veränderung als christliche Tugend“.
In den vielen Arbeitsgruppen geht es bei diesem Mitarbeitertag zum Beispiel um dienende Leiterschaft, neue Musik in Gemeinde und Gottesdienst, neue Gemeindeformen, Kooperation und anderes mehr. Informationen dazu sind zu finden beim Amt für missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen unter www.amd-westfalen.de/proviele im Internet.