Mainz. Mit nur drei Worten brachte eine Familie ganz lakonisch ihre Gefühle für die verstorbene Großmutter auf Zeitungspapier: "Die Oma wieder…". Zärtlicher liest sich der letzte Gruß eines Enkelkinds an seinen Großvater: "Nun wird ein Engel im Himmel Kekse und Quarkbällchen backen." Zunehmend finden sich in den Nachrufspalten der Tagespresse ganz individuelle Würdigungen. Christian Sprang sammelt sie seit Jahren und besitzt mittlerweile unzählige Belege dafür, dass auch Humor seinen Platz in der Trauerkultur hat. "Von einigen Stücken meiner Sammlung bin ich unglaublich fasziniert", sagt er. Unfreiwillige Komik gebe es zwar auch, aber viel seltener.
Seit der Veröffentlichung seines ersten Buches erhielt Sprang, im Hauptberuf Justiziar beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels, aus ganz Deutschland rund 25.000 weitere kuriose Traueranzeigen zugeschickt. Mittlerweile hat er als Co-Autor den dritten Band herausgegeben ("Ich mach mich vom Acker"). Zuweilen kommentieren darin sogar die Verstorbenen selbst ihr Ableben: "Es könnte sein, dass ich als Wurm wiedergeboren werde", steht über der Zeitungsannonce für den mit 62 Jahren verstorbenen Karl-Heinz S., "also pass auf, wohin du trittst."
Weniger christliche Symbole
"Wir sind überzeugt, dass die Zukunft des Todes, allemal die der Bestattungskultur, aus mehr Vielfalt und weniger Monotonie bestehen wird", schreiben die Passauer Soziologen Thorsten Benkel und Matthias Meitzler. Sie befassen sich mit launigen Inschriften auf Grabsteinen und haben dazu bereits zwei Bücher ("Game over") zusammengestellt, mit Sprüchen wie "bis neulich" oder "Ich glaube, ich lebe sogar noch gerne, wenn ich einmal gestorben bin".
Alexander Helbach, Sprecher des Vereins für Trauerkultur "Aeternitas" mit Sitz in Königswinter, beobachtet seit längerem einen Trend weg von christlichen Symbolen und hin zu einem immer individuelleren Umgang mit der Trauer. "Normalerweise wünschen sich Menschen noch zu Lebzeiten, was zu ihnen passt", sagt er. Wenn jemand möchte, dass an ihn auf humorvolle Weise erinnert werde, sei das grundsätzlich zu respektieren. "Ich sehe das eher positiv", sagt Helbach – solange der Nachruf niemanden beleidige und nicht zur Abrechnung mit ungeliebten Verwandten missbraucht werde.