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Weltsynode fordert deutliche Dezentralisierung der Kirche

Die Weltsynode macht Druck und will größere Entscheidungsfreiheit für die Weltkirche. Die Synodalen wollen beispielsweise eine “stillschweigende Zustimmung” zu lokalen Entscheidungen.

Die Weltsynode hat größere Spielräume für lokale Entscheidungen in der katholischen Kirche gefordert. In einem am Samstag verabschiedeten Dokument fordern die Synodalen den Vatikan auf, Entscheidungen einzelner Länder und Kontinente zu respektieren. Das bisherige Verfahren für die Anerkennung von Beschlüssen lokaler Kirchenversammlungen müsse reformiert werden, heißt es in dem Text.

Nur bei Fragen, die dogmatischen oder moraltheologischen Charakter haben oder die Sakramente betreffen, solle künftig weiterhin ein römisches Gütesiegel erforderlich sein. In allen anderen Fällen könne eine stillschweigende Zustimmung durch Rom angenommen werden.

Als Begründung dafür nennt die Versammlung den notwendigen Respekt vor der Vielfalt. Die christliche Botschaft könne nicht auf einzelne theologische, liturgische, pastorale oder disziplinäre Formen reduziert werden, so das Dokument.

Im Detail geht es bei der Forderung um sogenannte Partikularkonzile, auf denen die Ortskirchen eines Landes oder einer Weltregion theologische oder kirchenpolitische Fragen besprechen. Bisher müssen Beschlüsse dieser Versammlungen vom Vatikan “approbiert” werden. Erst danach treten diese Beschlüsse in der jeweiligen Region in Kraft. Bisher können sich die vatikanischen Behörden unbegrenzt Zeit lassen, bevor sie auf solche Beschlüsse reagieren. Die Weltsynode fordert nun eine kirchenrechtliche Fristsetzung für die vatikanische Überprüfung. Wird die Frist überschritten, würde der Beschluss ohne Weiteres in Kraft treten.

In Deutschland fand zuletzt von 1971 bis 1975 ein Partikularkonzil statt. Die sogenannte Würzburger Synode hatte im Gegensatz zur deutschen Reformdebatte Synodaler Weg den kirchenrechtlichen Rang eines Partikularkonzils. In ihrem Gefolge entstand das spezifisch deutsche System der Katholikenräte auf Pfarr-, Dekanats- und Diözesanebene. Zu großem Unmut führte bei Laien und Klerikern jedoch der Umgang Roms mit den Voten der Versammlung. Viele Vorschläge und Anregungen, darunter auch eine Lockerung des Priesterzölibats, blieben unbeantwortet.

Die Beschlüsse der Weltsynode wurden nach der Abstimmung am Samstag von Papst Franziskus unmittelbar zur Veröffentlichung freigegeben.